Jeden Sommer seit 1970 wird das südfranzösische Städtchen Arles während der Les Rencontres de la Photographie zum Mittelpunkt der Welt der Fotografie. In diesem Jahr findet das Festival vom 2. bis 8. Juli statt und steht unter dem Motto „Zurück in die Zukunft“. Die Ausstellungen laufen bis zum 23. September.
Die Rencontres d’Arles ziehen mit ihrem Programm Fotografen und Fotobegeisterte aus aller Welt an. Zum einem mit hochkarätigen Fotoausstellungen in Kirchen, historischen Gebäuden, Galerien und manch pittoresken Orten, mit abendlichen Projektionen, aber vor allem auch mit einem Flair das jeden Besucher begeistert. Das Festival hat nicht nur immer wieder die großen Namen unter den Fotografen vorgestellt, sondern wurde im Laufe der Jahre für manchen Nachwuchs-Fotokünstler zum Sprungbrett seiner Karriere.
In diesem Jahr sind die Besucher eingeladen Zeit und Raum bei einer atemberaubenden überirdischen Reise zu durchqueren. Fotografie ist das beste Medium, um uns alle Erschütterungen in Erinnerung zu bringen, wie sich die Welt ändert – manchmal genau vor unseren Augen. Die Augen der Künstler zeigen uns die jüngste Vergangenheit, ermöglichen uns die nahe Zukunft zu entdecken und bringen Licht in große gesellschaftliche Fragen unserer Zeit.
Robert Frank
Bus-Stop, Detroit, Kollektion Fotostiftung Schweiz Winterthur
In diesem Jahr werden in Arles und Umgebung rund 30 Ausstellungen zu sehen sein. Dazu gehört unter anderem „American Great Again!“, in der mehrere Fotografen vorgestellt werden. Sicher der Berühmteste unter ihnen ist Robert Frank. Er traf 1958 den französischen Verleger Robert Delpire mit dem zusammen er das Buch „The Americans“ verwirklichte und das die Ästhetik des Fotobuchs revolutionierte. Das Buch zeigt 84 Bilder, die aus den rund 28.000 Bilder, die er für seine Bildreportage über die Vereinigten Staaten fotografiert hatte, ausgewählt wurden. Außerdem sind in der Ausstellung Raymond Depardon (Frankreich), Paul Graham (Großbritannien), Taysir Batniji (Palästina) und Laura Henno (Frankreich) zu sehen, die geboren in 1924, 1942, 1964, 1966, and 1976 jeweils ein Jahrzehnt Fotografie repräsentieren.
„Lauf Kamerad, die alte Welt ist hinter dir“, unter diesem Übertitel wird es vier Einzelausstellungen geben. „1968, was für eine Geschichte! Barrikaden, Expressionen. Repressionen“ entstand in Zusammenarbeit mit der Polizeipräfektur Paris, Paris Match und Gamma Rapho Keystone. „Der Zug, RFK’s letzte Reise“ begleitet mit eindrucksvollen Bildern Robert. F. Kennedys letzte Reise drei Tage nach seiner Ermordung von New York City nach Washington D.C. „Paradies! Von Fos-Sur- Mer nach La Grand Motte: Zwischen Träumen und Beton“ ist eine Rückschau auf die Entwicklung des Rhone Deltas. Sowohl Fotos, Skulpturen als auch Videos und Installationen zeigt „Cristophe Draeger & Heidrum Holzfeind – das Projekt Auroville“.
Unter dem Titel „Humanité, Augmentée“ greifen vier Ausstellungen auf unterschiedliche Weise das Thema Menschlichkeit auf: In seiner Serie H+ erforscht Matthieu Gafsou diese weltweite philosophische Bewegung und alle Arten von Modifizierungen und Optimierungen des Körpers: Von Prothesen über Implantate bis zu Wearables. Christina de Middel & Bruno Morais beschäftigen sich in „Mitternacht auf der Querstraße“ mit dem nigerianischen Esu Stammes und die Bedeutung seiner Zeremonien. „Das letzte Testament“ ist das Thema von Jonas Bendiksen, der sieben Männer zeigt, die alle behaupten der wiedergeborene Messias zu sein. „The Hobbyist“ stellt Menschen vor die sich leidenschaftlich einer Passion hingeben sei es das Angeln oder Body Building.
Die Sektion „Die Welt wie sie ist“ stellt mit „A Pillar of Smoke“ die zeitgenössische türkische Szene vor, gibt mit „Grozny, neun Städte“ einen Blick auf die tschetschenische Hauptstadt und in „Glück der Konformität“, erlaubt Yingguang Guo einen Blick auf die arrangierten Hochzeiten in China.
Mit der Sektion „Platforms of Visible“ stellen die Fotografen Michael Christopher Brown, Gregor Sailer und Christophe Loiseau dokumentarische Bildgeschichten vor.
Vier Fotografen sind in der Sektion „Stilistische Bilder – Vorlagen und Leitmotive: Fotografen bei der Arbeit“ vertreten. So wird von René Burri „Die imaginären Pyramiden“ gezeigt und von William Wegman „Beeing Human“.
In der Sektion Dialoge sind zum einen Collagen von Godard & Picasso zu bewundern, zum anderen „Öffentliche Plätze“ mit Bildern von Jane Evelyn Atwood & Joan Colom.
Wolfgang Tillmanns
Yulan Grant, 2016.
Galerie Chantal Crousel Paris und Galerie Buchholz, Berlin / Köln
Zum Fotofestival sind auch an zahlreichen Orten in Südfrankreich weitere Ausstellungen zu finden. Dazu gehört die Ausstellung im Carré d’Art in Nimes mit Bildern des berühmten deutschen Fotografen Wolfgang Tillmans für die er das Thema “Was ist unterschielich?” entwickelt hat.
Näheres zu den Ausstellungen, Workshops und Veranstaltungen: https://www.rencontres-arles.com/
Bild ganz oben: Aurore Valade, Mérilheu Pyrénées Frankreich, 2017.