Eine Ausstellung widmet sich in Dresden der Kulturgeschichte des Fotoalbums. Mit über 600 Objekten aus anderthalb Jahrhunderten – vom Familien- über das Reise- bis hin zum Kriegsalbum – hütet die Deutsche Fotothek an der SLUB einen kulturgeschichtlichen Schatz, den sie nun erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
Millionen Nutzer laden täglich ihre Fotos in soziale Netzwerke – oftmals inszeniert, mit Filtern verschönert, versehen mit #Hashtags und per GPS abgerufenem Standort. Das klassische Fotoalbum dagegen scheint ein Relikt längst vergangener Zeiten – ausgestorben mit der analogen Fotografie. Tatsächlich aber erfährt das Medium als von digitalen Vorlagen gedrucktes Fotobuch oder als in Handarbeit zusammengestelltes Scrapbook in den letzten Jahren eine Renaissance. Grund genug, sich der Geschichte des Fotoalbums in einer Ausstellung zu nähern.
„Geteilte Erinnerungen. Das Fotoalbum – gesteckt, geklebt, gepostet“ ist bis zum 22. April 2019 im Buchmuseum der SLUB zu sehen. Mit spektakulären Prachtalben und schlichten Alltagsdokumenten zeigt die Ausstellung Highlights aus anderthalb Jahrhunderten Fotogeschichte, ergänzt um einen stilgeschichtlichen Parforceritt durch die Gestaltung des Albums seit 1860 und die Darstellung des gesellschaftlichen und technischen Wandels des Mediums Fotografie seit seiner Erfindung.
Wenn die „goldene Zeit“ der Fotoalben vor allem jene von Goldschnitt und Goldprägung war, so stammen die kreativsten Beispiele der Sammlung aus den 1920er und 1930er Jahren. Der Einzug der Amateurfotografie brachte nicht nur eine größere thematische Vielfalt mit sich, sondern auch mehr Erzählfreudigkeit und Einfallsreichtum. Nach dem zweiten Weltkrieg erlebte das Fotoalbum als Teil der allgemeinen Erinnerungskultur angesichts immer größerer Reisefreudigkeit rein mengenmäßig seine Blütezeit, gleichzeitig wurden die einst kunstvollen Einbände seit den 195oer Jahren immer schlichter und austauschbarer. Seit den 1970er Jahren kommt das Anlegen von Fotoalben zunehmend aus der Mode: Je mehr fotografiert wurde, desto weniger Zeit nahm man sich zum Sortieren, Einkleben und Beschriften – Massen von Bildern zu ordnen bleibt jedoch auch im digitalen Zeitalter Voraussetzung visueller biografischer Selbstinszenierung.