Tobias Bärmann spürt in seinem neuen Buch den verborgenen Seiten der Stadt der Träume, Los Angeles, nach. Er durchstreift die riesige, auf Automobilität zugeschnittene Metropole mit dem Fahrrad und entdeckt abseits der glitzernden Oberflächen eine Ästhetik des Übergangs und des Unfertigen.
Viele Motive zeugen von den vergangenen Handlungen unbekannter Protagonisten. Mit hintersinnigem Blick für die Poesie des Flüchtigen und vermeintlich Trivialen lenkt Bärmann die Aufmerksamkeit auf all jenes, was unsere Zivilisation gleichsam zufällig hervorbringt. Bärmann zeigt Objekte in einem zeitlichen Vakuum. Fast nie sind in seinen Kalifornien-Serien Menschen zu sehen. Auch deshalb findet darin weder Aktion noch Interaktion statt. Wenn doch, dann sind sie bewegungslos, wie eingefroren in ihrer Position. Sie sind keine Akteure, sondern werden leblosen Gegenständen gleichgestellt. Ihre Handlungen werden lediglich durch die fotografierten Objekte sichtbar: Daraus erwächst eine Ästhetik der Trivialität, denn die Entscheidungen scheinen nicht bewusst getroffen zu sein. Sie zeugen von irrationalen Entschlüssen und Nachlässigkeit. Bärmanns Fotografien enthalten jedoch keine Wertung.
Kerber Verlag, 104 Seiten, 63 Abb. in Farbe, Steifbroschur, Englisch, 40 Euro, ISBN 978-3-7356-0638-9
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