Marc Stache ist Experte für Analogfotografie und Autor des bereits in vierter, aktualisierter Auflage in der Fachbuchreihe Edition ProfiFoto erschienenen Standardwerks* zum Thema. In ProfiFoto gibt er einen Überblick über die auf dem deutschen Markt am weitesten verbreiteten Filme für die Schwarzweißfotografie.
Neben Kodak, Fujifilm und Ilford finden sich auch immer mehr kleinere und auch neue Marken am Markt für schwarzweiße Aufnahmematerialien.
ADOX
Die mittlerweile nicht mehr ganz so kleine Firma ADOX aus Bad Saarow bei Berlin hat es sich zur Aufgabe gemacht, einem verkleinerten analogen Nischenmarkt durch eine Reduktion auf Herstellung und Konfektionierung von Filmen, Papieren und Fotochemie auf Manufakturmaßstab zu begegnen, um ein möglichst vielfältiges Sortiment an Materialien anbieten zu können, für die der Markt bei aus analoger Blütezeit gewohnter Großproduktion sonst zu klein wäre.
Zu diesem Zweck werden in Bad Saarow nach und nach mit viel Engagement die ADOX-Fotowerke aufgebaut, wodurch bereits viele Fotomaterialien, die zeitweise durch Produktionseinstellung anderer Hersteller nicht mehr erhältlich waren, wie insbesondere viele ehemalige Produkte aus dem Agfa-Sortiment, für Analogfotografen erhalten werden konnten. 2015 hat ADOX eine eigene Gießmaschine in der Schweiz erworben, um zukünftig selbstständig Fotoemulsionen auf Papier und Film gießen zu können und sich so eine größtmögliche Unabhängigkeit zu sichern.
Anfang 2017 begannen umfangreiche Bauarbeiten zur Erweiterung der Produktions- und Lagerflächen in Bad Saarow, die 2021 größtenteils abgeschlossen wurden.
Der ADOX CHS 100II stellt durch seine orthopanchromatische Sensibilisierung eine kleine Besonderheit unter den heutigen Filmen dar.
Die Bezeichnung mit der römischen Typnummer „II“ deutet auf seinen Ursprung als Nachfolger für die nicht mehr hergestellte Filmreihe ADOX CHS 25/50/100 (oder EFKE KB 25/50/100) hin. Das Trägermaterial ist klares Polyester, wodurch er sich auch zur Umkehrentwicklung als Schwarzweiß-Dia eignet. Eine zusätzliche Lichthofschutzschicht zwischen Emulsion und Schichtträger sorgt bei diesem Film für eine hervorragende Schärfe.
Der CMS 20 II ist ein spezieller Hochauflösungsfilm mit sehr niedriger Empfindlichkeit von ISO 20/14° bei bedecktem Himmel und sogar nur empfohlenen ISO 12/12° bei höheren Motivkontrasten, beispielsweise in der Sonne.
Den CMS 20 II gibt es auch für Rollfilm und Planfilm 4 x 5“, aber besonders im Kleinbildformat kann dieser Film sein volles Potenzial ausspielen. Hier entschädigt er den Nutzer für die Einschränkungen bei der Filmempfindlichkeit mit hochauflösenden Negativen, die ihm große, kornfreie Vergrößerungen mit vielen feinen Details ermöglichen, die bei diesem Filmformat sonst nicht vorstellbar wären.
Zur Photokina 2018 präsentierte ADOX den Film HR-50. Hierbei handelt es sich um einen niedrig empfindlichen, sehr hochauflösenden Film mit erweiterter Rotempfindlichkeit. Der Namenszusatz „Speed Boost“ beinhaltet eine technische Modifizierung des Filmmaterials durch ADOX, die der
Filmemulsion eine höhere Empfindlichkeit und bessere Schattenzeichnung beschert. Durch die erweiterte Rotempfindlichkeit bis 770 nm ist der Film auch für Infrarotaufnahmen geeignet. ADOX hat zu diesem Zweck einen günstigen Gelatine-Infrarotfilter im Sortiment.
Da es sich bei den CHM-Filmen nicht um eine Eigenproduktion handelt, wurde bei diesen Filmen auf Angabe des Markennamens „ADOX“ verzichtet. Bei diesen Filmen handelt es sich um gute und günstige Filme mit klassischer Emulsion, die in Auftrag bei der Firma Ilford hergestellt werden. Der CHM 100 ist in Eigenschaften und Entwicklung identisch zu den Kentmere-100-Filmen. Der gute und günstige CHM 400 mit klassischer Emulsion ist in Eigenschaften und Entwicklung identisch zu den Kentmere-400-Filmen.
Agfa
Der deutsche Hersteller Agfa aus Leverkusen zählte zu den großen traditionsreichen Unternehmen der analogen Fotoindustrie. Leider geriet das Unternehmen im Jahr 2005 in die Insolvenz und wurde letztendlich abgewickelt. Ich führe den Namen Agfa aber dennoch hier mit auf, da nach wie vor Reste aus der Insolvenzmasse in Form von Agfa-APX-100-Filmen auf dem Markt erhältlich sind.
Außerdem wird von dem Unternehmenszweig Agfa Gaevert in Belgien nach wie vor Filmmaterial hergestellt, das aber eigentlich nicht für den Konsumentenmarkt, sondern für Großkunden in Industrie und Behörden (Verkehrsüberwachung) produziert wird. Einige dieser Filmemulsionen werden derzeit von anderen Herstellern gekauft und unter eigenem Markennamen auf den Markt gebracht, sodass auf diesem Umweg einige dieser Agfa-Filme in der Filmfotografie Verwendung finden können.
Seit 2014 werden unter dem Markennamen Agfaphoto APX 100 und 400 wieder neu produzierte Filme angeboten. Bei deren Filmemulsionen handelt es sich aber nicht mehr um die ursprünglichen Agfa-Rezepturen, sondern um, zwar ähnliche, aber doch andere Filmemulsionen aus europäischer Herstellung. Die Entwicklungszeiten haben sich dadurch geändert. Die Verpackungen sind zum Verwechseln ähnlich und mit welcher Variante man es zu tun hat, erkennt man neben dem dezenten Hinweis „New Emulsion“ bei aufmerksamer Studie des Verpackungstextes daran, dass bei den Filmen aus originärer Agfa-Produktion „made in Germany“ und bei den neuen Varianten „made in EU“ angegeben wird.
Der Agfa APX 100 gilt als ein legendärer Film, dem nach Produktionseinstellung viele Fotografen nachtrauern und über den man deshalb häufig noch vergleichend in Fotoforen lesen kann. Er zeichnete sich durch feines Korn bei exzellenter Schärfe und insbesondere eine sehr harmonische Grauwert-übertragung aus.
Der Agfa APX 100 NEW ist ein klassischer Film mit guten, aber nicht herausragenden Eigenschaften. Kaufausschlaggebend sind meistens der recht günstige Preis und die von Marketingseite her geschickte Namensverwandtschaft zu seinem legendären Ahnen.
Der Agfa APX 400 NEW ist genau wie sein 100er-Pendant keine Original-Agfa-Emulsion.
Dennoch erhält man einen guten und soliden Film klassischer Emulsionsbauweise.
Bergger
Bergger ist ein kleiner, aber feiner französischer Anbieter ausgewählter analoger Spezialitäten.
Der Pancro 400 ist eine moderne Neuentwicklung unter Verwendung zweier unterschiedlich empfindlicher Silberhalogenidemulsionen, die in zwei Schichten auf den PET-Träger gegossen werden. Besonderheiten sind neben dem für einen 400er-Film sehr feinen Korn zudem eine spezielle Lichthofschutzschicht, die vor Überstrahlungen schützt und die Schärfeleistung verbessert, sowie eine spezielle Rückseitenbeschichtung für optimale Planlage.
Cinestill
Für Kodak stellte die Kinofilmindustrie lange Zeit einen deutlich umsatz- und absatzstärkeren Markt dar als der Fotomarkt. So überrascht es nicht, dass die Kinofilmindustrie als Erstes in den Genuss von emulsionstechnischen Neuerungen kam. Daher zählt von der Filmindustrie verwendetes Filmmaterial im Farbbereich zu den modernsten und leistungsstärksten Filmemulsionen.
Als die Brüder Brandon und Brian Wright aus Los Angeles für ihre Konzertfotografie nach hochempfindlichem Farbfilmmaterial suchten, das auch in Kunstlichtumgebung natürliche Farben wiedergeben kann, wurden sie beim Kodak Vison 500T fündig. Sie entwickelten ein Verfahren, diesen Film auch in regulären Farbfilm-Entwicklungslaboren entwickeln zu können, spulten das modifizierte Material von den Kinofilmrollen in Kleinbildpatronen und gründeten 2013 mit diesem Produkt (Cinestill 800T) die Firma Cinestill. Seitdem wurde das Sortiment um weitere Filmformate, Filme und Zubehör ergänzt und schließlich auch um folgendes Schwarzweiß-Kinofilmmaterial erweitert.
Schwarzweiß-Aufnahmen für namhafte Filmproduktionen wie Schindlers’ Liste (1993), Memento (2000), Casino Royale (2006) oder American Horror Story (2011–2017) wurden und werden auf dem legendä-ren Kodak Double-X 5222 gedreht. Um diesen Film nun auch wieder für Fotografen nutzbar zu machen, spult Cinestill ihn in normale 35-mm-Kleinbildpatronen. Seit 2021 ist der Cinestill BWxx auch als 120er-Mittelformatfilm erhältlich.
Foma
Der bereits seit den 1920er Jahren produzierende tschechische Hersteller Foma bietet eine große Produktpalette an fotografischen Materialien, die vielen Fotografen häufig leider nicht so bekannt sind, da Firmen wie Kodak und Ilford im westlichen Raum seit jeher die namhafteren Größen waren. Foma bietet jedoch viele sehr gute Produkte zu meist auch sehr wirtschaftlichen Verkaufspreisen.
Der Fomapan 100 ist ein in der Verarbeitung gutmütiger, klassischer Film mit tendenziell etwas weniger Empfindlichkeit in den Schattenpartien.
Der Fomapan 200 ist im Gegensatz zum Fomapan 100 und Fomapan 400 ein moderner Flachkristallfilm mit entsprechend feinem Korn und hohem Auflösungsvermögen. Der Fomapan 400 ist ein preiswerter, klassischer Film mit 400 ASA. Das Filmkorn ist je nach Entwicklung etwas größer als bei vergleichbaren Filmen wie Kodak Tri-X 400 oder Ilford HP5+.
Der Foma Retropan 320 soft bietet eine sehr weiche Tonwertwiedergabe bei gleichzeitig klassischem feinem Korn. Aus diesen Gründen wird dieser Film insbesondere im Planfilmformat gerne zur Erstellung von Kontaktabzügen verwendet, da hierbei zu kontrastreiche Negative oftmals schwer auf Papier zu bekommen sind. Für optimale Ergebnisse und beherrschbares Filmkorn empfiehlt sich die Verwendung des speziell für diesen Film konzipierten Entwicklers FOMA Retro Special.
Fujifilm
Fujifilm ist neben Kodak der derzeit letzte verbliebene Hersteller von Farbnegativfilmen und Farbdiafilmen. Leider machen sie sich in der jüngeren Vergangenheit nicht viele Freunde in der analogen Fotoszene, da sie für viele beliebte und bewährte Filmsorten im Laufe der letzten Jahre die Produktion eingestellt haben. Der letzte verbliebene Schwarzweiß-Film, der Fuji Neopan Acros, erlebte 2019 ein überraschendes Comeback als Fuji Neopan Acros II.
Der Fuji Neopan Acros 100II ist ein orthopanchromatischer Film, der mit 100 ASA sehr scharfe und detailreiche Aufnahmen ermöglicht und zugleich eine reiche Grauwertwiedergabe bietet. Eine besonders bemerkenswerte Eigenschaft ist sein ungewöhnlich gutes Schwarzschildverhalten. So sind erst ab Belichtungszeiten über 120 s ausgleichende Verlängerungen notwendig.
Ilford
Unter dem traditionsreichen englischen Markennamen Ilford wird ein sehr großes und verlässliches Produktsortiment an Schwarzweiß-Filmen, Papieren und Fotochemie angeboten.
Nach einem insolvenzbedingten Neustart und Übernahme durch einige ehemalige Firmenmanager im Jahre 2004 wurde der Firmenname in Gedenken an den Unternehmensgründer Alfred Hugh Harman in Harman Technology geändert.
2015 wurde Harman Technology von der britischen Investmentfirma Pemberstone Ventures übernommen, die sich ersten Befürchtungen zum Trotz der langjährigen Entwicklung dieser Traditionsfirma verschrieben hat, sodass Ilford seitdem sogar neue Produkte wie den Ilford ORTHO 80 auf den Markt gebracht hat.
Der Ilford Pan F 50 ist ein niedrig empfindlicher Film mit sehr feinem, klassischem Korn und harmonischen Grauwerten. Wie alle niedrig empfindlichen Filme ist er weniger verzeihend bei Überbelichtung und reagiert dann schnell mit einem hohen Kontrast und blockierten Lichtern.
Der Ilford FP4+ ist ein absoluter Klassiker unter den Schwarzweiß-Filmen, der von vielen Fotografen weltweit für alle möglichen Anwendungszwecke von Porträt-, über Landschafts- zu Architekturaufnahmen verwendet wird.
Der Ilford HP5+ ist mit 400 ASA das höher empfindlichere Pendant zum FP4+ und wird häufig in der Reportage- und künstlerischen Fotografie verwendet. Meiner Erfahrung nach zeichnet er sich besonders durch eine bemerkenswert gute Schattendifferenzierung aus.
Der Delta 100 ist ein panchromatischer Flachkristallfilm mit sehr feinem Korn und hohem Auflösungsvermögen. Die Packungsaufschrift „Professional“ der Ilford-Delta-Filme ist gegenüber den übrigen Ilford-Filmen keinesfalls wertend gemeint, sondern ist eine namentliche Abgrenzung zu einer früher produzierten Version von Ilford-Delta-Filmen. Möchte ich aber Bilder mit ausgeprägt feinen und klaren Details, greife ich gern zum Delta 100.
Der Ilford Delta 400 ist das Pendant zum Delta 100, aber mit höherer Empfindlichkeit, aber mit sehr feinem Korn (wenn auch nicht ganz so fein wie beim Kodak T-Max 400).
Der Ilford Delta 3200 ist ein Hochempfindlichkeitsfilm und dadurch ebenso wie sein Pendant von Kodak eine kleine Besonderheit unter den Schwarzweiß-Filmen. Er kommt meist dann zum Einsatz, wenn nur sehr wenig Licht zur Verfügung steht, wie zum Beispiel auf Konzerten oder im Theater. Für optimale Ergebnisse empfiehlt es sich, diesen Film entgegen der Packungsaufschrift eher auf 1200–1600 ISO zu belichten und entsprechend verkürzt zu entwickeln. Dank der modernen Flachkristalltechnologie ist er noch verhältnismäßig feinkörnig, aber dennoch sollte man sich insbesondere bei der Kleinbildvariante auf deutlich sichtbares Korn gefasst machen.
Bei dem 2019 von Ilford neu vorgestellten Ilford ORTHO Plus 80 handelt es sich um einen orthochromatischen, also „rotblinden“ Film. Im Positivbild erscheinen rote Bildtöne hierdurch viel dunkler als gewöhnlich. Aufgrund der Unempfindlichkeit für rotes Licht kann dieser Film auch bei einer dunkelroten Dunkelkammerbeleuchtung verarbeitet
werden.
Der Ilford SFX 200 ist ein Film mit erweiterter Sensibilisierung im Rotbereich bis etwa 780 nm und daher nutzbar für Aufnahmen mit Infraroteffekt, obwohl nicht so stark infrarot-
empfindlich wie tatsächliche Infrarotfilme.
Der Ilford XP2 ist derzeit der letzte noch erhältliche chromogene Farbfilm, also ein Film, der im Großlabor im standardisierten C-41-Prozess entwickelt werden kann. Für die Entwicklung mit Schwarzweiß-Chemie ist dieser Film nicht geeignet. Die Negative lassen sich auch in der klassischen Dunkelkammer vergrößern. Die Belichtungszeit ist aber aufgrund des dunkelfarbigen Trägermaterials länger als gewohnt und auch das Filmkorn hat im Vergleich zu „echten Schwarzweiß-Filmen“ eine etwas andere Anmutung.
JCH
Seit einigen Jahren betreibt Bellamy Hunt aus Tokyo die Seite „Japan Camera Hunter“. Der Name ist Programm: Im Auftrag von Kunden weltweit durchforstet er den japanischen Fotomarkt nach den gewünschten analogen Traum-Kameras.
Auf seiner Webseite finden sich zudem zahlreiche Artikel zu aktuellen Neuigkeiten aus der Fotoszene sowie ein wachsendes Angebot hochwertiger analoger Kameras und Zubehör.
Speziell für seine große Fangruppe im Bereich der Streetfotografie hat er den Street Pan 400 auf den Markt gebracht. Hierbei handelt es sich um einen hochempfindlichen Film mit klassischer Filmemulsion und erweiterter Rotempfindlichkeit, dessen Ursprungsmaterial von Agfa in Belgien als Film für Überwachungskameras gedacht war.
Kentmere
Die Filme der Marke Kentmere werden von Ilford in England hergestellt. Ursprünglich als günstige Produktlinie für den Schulmarkt konzipiert, finden sie mit guter Qualität bei geringem Preis insbesondere bei preisbewussten Fotografen viele Abnehmer. Kentmere 100 und 400 sind gute und günstige Filme mit klassischer Emulsion ohne nennenswerte Besonderheiten, die sich gut für Einsteiger eignen.
Kodak
Kodak ist neben Fuji der größte Filmhersteller weltweit und ein prägender Gigant in der Geschichte nicht nur der analogen Fotografie. Der ursprünglichen Größe zum Trotz – oder in einem verkleinerten Marktumfeld wahrscheinlich eher gerade
deswegen – geriet Kodak im Jahr 2013 in die Insolvenz, was viele schon zum endgültigen Abgesang auf die filmbasierte Fotografie veranlasste. Man suchte lange einen Investor und fand mit dem eigenen Pensionsfonds seiner englischen Mitarbeiter schließlich einen Käufer für die Vertriebssparte der analogen Fotofilmprodukte und gründete daraus die Firma Kodak Alaris.
Der Kodak Tri-X 400 gilt als der meistverkaufte Schwarzweiß-Film weltweit. Für viele Fotojournalisten und Fotokünstler war er stets die erste Wahl, und so sind auf ihm unzählige berühmte Bilder der Fotogeschichte entstanden. Ein guter, klassischer Film mit schönen Grauwerten, guter Schärfe, aber, insbesondere im Kleinbildformat, auch gut sichtbarem Filmkorn.
Die moderneren Flachkristallfilme bezeichnet Kodak als Filme mit „T-Kristallen“, woher sich der Name der Produktlinie ableitet. Der T-Max 100 (Abkürzung: TMX) ist einer der feinkörnigsten Filme auf dem Markt. Die Flachkristalltechnologie erzeugt sehr feinkörnige, scharfe Bilder mit hohem Detailauflösungsvermögen. Der Kodak T-Max 400 (Abkürzung: TMY-2) ist ebenso wie der T-Max 100 ein sehr feinkörniger Film mit hoher Auflösung. Es handelt sich um den feinkörnigsten Film im 400-ASA-Bereich.
Nachdem der Kodak T-Max 3200 bereits einige Zeit vom Markt verschwunden war, wurde dieser Film 2018 aufgrund der gestiegenen Filmnachfrage wieder neu aufgelegt. Der Kodak T-Max 3200 ist, ebenso wie der Ilford Delta 3200, ein hochempfindlicher Film, der insbesondere bei schwierigen Lichtsituationen wie bei Konzertaufnahmen, im Theater oder ähnlichen schlecht beleuchteten Orten, an denen man keinen Blitz verwenden kann, zum Einsatz kommt. Die auf der Verpackung angegebene Empfindlichkeit von ISO 3200/36° ist in der Praxis durchaus verwendbar, zeigt mit erhöhtem Kontrast und deutlich sichtbarem Filmkorn aber schon Eigenschaften eines gepushten Films. Kodak empfiehlt für optimale Schattenzeichnung und etwas feineres Filmkorn nach Möglichkeit eine Belichtung auf ISO 800/30° oder ISO 1600/33°.
Kono!
Die Firma Kono! aus Österreich hat eine wachsende Auswahl spezieller Kreativ- und Effektfilme im Angebot, mit denen sie in erster Linie den Farbfilmbereich kreativ erweitert.
Einige ihrer von Hand eingespulten und verpackten Filme werden mit bunten Farben oder gar Herzchen vorbelichtet. Kono! unterteilt ihre Filme in die Bereiche „Classic Films“, „Effect Films“ und „Character Films“.
Der Kono!Monolith fällt laut der eigenen Firmeneinteilung in den Bereich der „Classic Films“. Dieser Film wurde in Kooperation mit dem ukrainischen Anbieter Astrum hergestellt, der wiederum Verbindungen zum ehemaligen Fotoproduzenten Svema hat. So liegt der Verdacht nahe, dass es sich bei diesem Film um einen Verwandten des schon seit längerer Zeit nicht mehr produzierten Svema FN-64 handeln könnte. Eine klassische, relativ niedrig empfindliche Filmemulsion für sonnige Tage oder Aufnahmen im gut ausgeleuchteten Studio.
Kosmo Foto
Auf www.kosmofoto.com findet man einen englischsprachigen Blog, der 2012 zunächst unter dem Namen Zorki Foto gestartet ist und mit vielerlei wissenswerten Artikeln zu analogen Kameras, Technik, Filmen und Branchennews und neuerdings auch mit einem eigenen Schwarzweiß-Film aufwartet.
Der Kosmo Foto Mono 100 ist fraglos der Film mit dem schönsten Verpackungsdesign.
Im Inneren verbirgt sich zwar keine weltneue Filmemulsion, sondern ein alter Bekannter aus Osteuropa, aber durch die Kombination aus kosmischem Retrolook und einem bewährten klassischen Film ist er nicht nur bei Sammlern schöner Verpackungen sehr beliebt.
Lomography
Die Lomographische Gesellschaft, oder kurz „Lomo“, mit Sitz in Wien hat sich im Laufe der Jahre als Anbieter kreativer analoger Spezialitäten einen Namen gemacht. Neben einem umfangreichen Sortiment an Kameras für Kleinbild, Mittelformat, 360-Grad- Panoramakameras, Sofortbildkameras etc. bietet Lomo auch eine wachsende Auswahl verschiedenster Filme.
Der Lomo Fantome Kino B&W 8 ist mit ISO 8 einer der niedrigstempfindlichen Filme auf dem Markt und eignet sich besonders für stimmungsvolle Langzeitbelichtungen.
Mit ISO 13 ist der Lomography Babylon Kino B&W 13 ebenfalls ein sehr niedrig empfindlicher Schwarzweiß-Film, der seinen Ursprung im Kinofilmbereich hat. Die niedrige Empfindlichkeit bietet sehr feines Filmkorn, einen hohen Dynamikumfang und gute Lichterzeichnung.
Bei dem 2019 neu vorgestellten Lomography Potsdam 100 Kino Film handelt es sich um Filmmaterial, das bislang nur für Schwarzweiß-Kinofilm-Aufnahmen verwendet und nun durch Lomo zur Benutzung in Kleinbild-Fotokameras umkonfektioniert wurde. Er produziert zeitlose und filmisch anmutende Aufnahmen, die laut Lomo „an die Ästhetik des Neuen Deutschen Films der sechziger Jahre erinnern“ sollen.
Genau wie sein niedrig empfindlicher Nachbar aus Potsdam handelt es sich auch beim Lomography Berlin 400 Kino Film um ursprüngliches Schwarzweiß-Kinofilmmaterial, das durch Lomo nun auch in der Fotografie Verwendung finden kann.
Der Lomo Orca 110 ist eine kleine Besonderheit, denn er ist der einzige erhältliche Schwarzweiß-Film für das 110er-Pocketfilmformat. Diese kleinen spaßigen Kameras waren besonders in den 1980er Jahren sehr beliebt und haben durch neue Kameras von Lomo ein Revival erfahren. Ein Film hat 24 kleine Negative im Format von ca. 13 x 17 mm. Abzüge im Format 13 x 18 cm lassen sich noch sehr gut davon anfertigen, für größere Formate sind diese kleinen Negative auch eher nicht gedacht. Zur Entwicklung werden spezielle 110er-Filmspulen benötigt, die Jobo wieder neu aufgelegt hat. Viele Fachlabore bieten für diese Filme mittlerweile wieder einen Entwicklungsservice an.
Rollei
Die Hamburger Firma Macodirect verkauft unter dem Markennamen Rollei eine Vielzahl von Schwarzweiß-Materialien. Selbst kein Hersteller im eigentlichen Sinne, lässt sie Filmemulsionen in Auftrag bei anderen Herstellern wie Ilford, Filmotec oder Agfa Gaevert in Belgien produzieren. Hierdurch können sie eine sehr große Vielzahl unterschiedlichster Materialien anbieten, die die kreativen Auswahlmöglichkeiten stark bereichern.
Der RPX 25 ist ein Film mit der aktuell auf dem Markt niedrigsten Empfindlichkeit bei gleichzeitig klassischer Emulsion für sehr feines Korn. Der Rollei RPX 100 ist ein guter und preiswerter panchromatischer Film mit klassischer Filmemulsion, ähnlich den Kentmere-Filmen oder Agfa APX New. Das höher empfindlichere Pendant ist der RPX 400.
Der Rollei Retro 80S wurde ursprünglich von Agfa Gaevert in Belgien unter dem Namen Aviphot Pan 80 für die Verwendung als Luftüberwachungsfilm konzipiert, wodurch er insbesondere bei Nennempfindlichkeit häufig zu etwas steileren Kontrasten neigt. Bei sehr guter Differenzierung in den mittleren Grauwerten sind Schatten- und Lichterzeichnung weniger stark. Stärken der Luftüberwachungsfilme liegen in der erweiterten Rotempfindlichkeit, wodurch sie mit entsprechenden Filtern auch für die Infrarotfotografie einsetzbar sind, sehr feinem Korn und hohem Auflösungsvermögen.
Der Rollei Retro 400S ist ein hochempfindlicher Schwarzweiß-Film für Innen- und Außenaufnahmen, basierend auf dem Aviphot-Pan-200-Luftüberwachungsfilm von Agfa Gaevert. Feines Korn, hohe Auflösung, aber wie bei Luftüberwachungsfilmen typisch tendenziell steilere Kontraste bei Nennempfindlichkeit.
Der Rollei Superpan 200 basiert ebenfalls auf dem Aviphot-Pan-200, bietet feineres Korn, höhere Auflösung, aber wie bei Luftüberwachungsfilmen typisch tendenziell steilere Kontraste bei Nennempfindlichkeit. Dank ihrer Sensibilisierung bis hin zu 750 nm im Rotbereich sind beide Filme mit entsprechendem Filter auch als Infrarotfilm einsetzbar.
Speziell dafür vermarktet wird der Rollei IR 400. Er erreicht allerdings nicht die starke Empfindlichkeit im Infrarotbereich wie frühere Infrarotfilme, ist in diesem Bereich neben dem Ilford SFX aber das derzeit am besten geeignete Material.
Der Rollei Ortho 25 ist ein niedrig empfindlicher technischer Dokumentenfilm, der sich aufgrund seines hohen Kontrasts gut zum Erstellen von Vorlagen für die Reproduktion und Negativen für Kontaktprintverfahren verwenden lässt. Um ihn für die bildmäßige Fotografie mit den nötigen Grauwerten nutzbar zu machen, benötigt man spezielle, weich arbeitende Entwickler, wie den Rollei RLC Low Contrast. Sehr gute Ergebnisse erzielt man auch mit Spur Acurol und hochverdünntem ADOX Rodinal (z.B. 1+100).
Die Rera Pan 100-127 und 400-127 aus japanischer Herstellung sind die einzigen noch erhältlichen Schwarzweiß-Filme für das kleine Mittelformat 127.
Silberra
Die Firma Silberra wurde 2017 von Vladimir Vishnevsky and Konstantin Shabanov in Russland gegründet, nachdem sie bereits über zehn Jahre lang gemeinsam im Onlinehandel mit Fotochemie und Analogzubehör tätig waren. 2009 begannen sie, selbst Fotochemie produzieren zu lassen, da wichtige Lieferanten wegfielen.
Als 2012 schließlich auch ihre Partner in der Chemieherstellung die Produktion einstellten, übernahmen sie von dort Maschinen und begannen die eigene Produktion. Vertrieb und Produktion eigener Filme begann 2017 zusammen mit der Firmierung unter dem Markennamen „Silberra“.
Der Silberra ORTA50 ist ein orthochromatischer Schwarzweiß-Film, der ursprünglich zum Erstellen von Druckvorlagen entwickelt wurde. Wie alle Ortho-Filme ist er blind für alles Rote und kann somit auch bei (gedämpftem) Rotlicht in der Dunkelkammer entwickelt werden. Was ihn als Orthofilm besonders macht, ist seine relativ hohe Lichtempfindlichkeit mit ISO 50/18°, während man von Orthofilmen bislang nur maximal ISO 25/15° gewöhnt war.
Bei Silberra Cinema 52XX handelt es sich, genau wie beim Cinestill BWxx, um umkonfektioniertes Material aus Kodak Double-X 5222-Schwarzweiß-Kinofilmrollen. Nachdem dieses Filmmaterial lange Zeit nicht mehr für die Filmfotografie erhältlich war, ist die Versorgung nun durch mittlerweile zwei Anbieter hoffentlich für die Zukunft gesichert.
Der Silberra U200 ist der erste neue Film aus russischer Produktion. Die Besonderheit ist die Kombination einer klassischen Filmemulsion mit kubischen Silberkristallen für eine weiche, natürliche Tonalität mit einer modernen Flachkristallemulsion für eine höhere Detailauflösung.
Film Washi
Kreativfilme sind die Filmspezialitäten von Film Washi. Inspiriert von den historischen Papiernegativen eines Henry Fox-Talbot und auch den frühen Filmrollen mit Papierträger von Eastman Kodak, begann der Franzose Lomig Perrotin 2013 mit der Herstellung eines eigenen handbeschichteten Films auf Papierträger. Was zunächst nur für seine eigene künstlerische Tätigkeit gedacht war, entwickelte sich aufgrund großer Nachfrage zum Beginn der kleinsten fotochemischen Fabrik der Welt, in der nach wie vor alle Materialien von Hand verarbeitet und eingespult werden.
Washi W sind auf halbtransparentem japanischem Washi-Papier gegossene, orthochromatische Filme mit einer Nennempfindlichkeit von ISO 25/15. Die für Rotlicht unempfindlichen Filme können auf Sicht bei rotem Dunkelkammerlicht in der Schale mit etwas stärker angesetztem Papierentwickler entwickelt werden. Das dünne Papier ist sehr reißfest, aber entwickelt in nassem Zustand eine deutliche Rollneigung, die dazu führen kann, dass der Film beim Trocknen zusammenklebt. Vor der Wässerung am Schluss ist es daher hilfreich, den Film bereits in kürzere Streifen zu schneiden. So lässt er sich auch einfacher in der Schale wässern. Die fertigen halbtransparenten Papiernegative eignen sich sowohl für die klassische Weiterverarbeitung mit einem Vergrößerer, als auch zur hybriden Verarbeitung durch Scannen. Die im Bild sichtbare Papierstruktur des Washi-Papiers tritt dabei als charakteristisch sichtbarer Verfremdungseffekt auf.
Die orthochromatische Emulsion und Entwicklung in Papierentwickler führt zu recht harten, kontrastreichen Papiernegativen.
Washi A ist ein technischer, niedrig empfindlicher Film mit sehr feinem Korn und hohem Kontrast, der ursprünglich als „Leader“-Film bei der Reproduktion auf Kinofilmmaterial verwendet wurde.
Washi D ist ein panchromatischer Film mit hoher Empfindlichkeit und moderatem Filmkorn, der ursprünglich für die Luftüberwachung konzipiert wurde.
Film „F“ ist ein Schwarzweiß-Röntgenfilm mit nur 24 Aufnahmen, der ursprünglich für die Diagnose von Lungenerkrankungen gedacht war. Mit diesem Film erhält man erstmals die Möglichkeit, Röntgenfilmmaterial auch in einer 35-mm-Kleinbildfilm-Kamera zu nutzen.
Laut Hersteller ist er in Sachen Entwicklung im Wesentlichen mit dem Ilford FP-4 vergleichbar.
Washi Film „I“ ist ein Röntgenfilmmaterial, das ursprünglich bei Qualitätstests im industriellen Bereich, zum Beispiel zur Kontrolle von Schweißnähten in der Konstruktion, Anwendung findet. Eine Besonderheit ist zudem, dass die Emulsionsschicht auf beiden Seiten des Filmträgers aufgetragen und zugleich auf einen „Anti-Halation-Layer“ zum Schutz vor Überstrahlungen verzichtet wurde. Diese Kombination führt zu einem ganz eigenen Look.
Washi S wurde ursprünglich zur Kartografierung von Grünflächen bei Luftaufnahmen entwickelt und zeichnet sich durch sehr gute Grünwerte-Differenzierung, feines Korn und erhöhten Kontrast aus.
Washi V ist ein panchromatischer Film auf halbtransparentem japanischem Gampi-Papier. Im Vergleich zum Film Washi W zeichnet sich dieser Film durch höhere Lichtempfindlichkeit (ISO 100/21°), die panchromatische Emulsion und eine höhere Transparenz des Papierträgers aus. Der Washi V ist im Gegensatz zum Film auf Washi-Papier (Washi W) auch für Rotlicht empfindlich und muss daher in völliger Dunkelheitentwickelt werden. Zur leichteren Verarbeitung gibt es von Washi eine spezielle Entwicklungsspirale zum Einsetzen in Jobo-Entwicklungstanks.
Film „Z“ ist ein Nah-Infrarot-sensibler Film mit nur 24 Aufnahmen. Er bietet einen verstärkten Kontrast und grüne Farbtrennung, sodass er sich unter anderem gut für Landschaftsfotografie eignet.
Fotopapier als Negativ
Mithilfe von analogem Fotopapier lassen sich Papiernegative herstellen. Die für fotografische Aufnahmen nutzbare Empfindlichkeit liegt bei Fotopapier meist bei etwa 3–6 ASA. Um Tests wird man hierbei in der Regel nicht herumkommen. Der Kontrast von Fotopapiernegativen ist meist sehr steil, weshalb die Verwendung von weich arbeitendem Papierentwickler oder generell festgraduiertes Fotopapier mit weicher Gradation empfehlenswert ist. Gut geeignet ist beispielsweise das PE-Papier Fomaspeed S (soft).
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Zum Autor:
Marc Stache hat an der Fachhochschule Bielefeld „Fotografie und Medien“ studiert. Der Diplom-Fotodesigner gibt Dunkelkammer-Workshops für Liebhaber der analogen Fotografie. Außerdem erstellt er in seinem Berliner Atelier und Fachlabor „Analog Fineprint Service“ analoge Handabzüge auf PE- und Barytpapier (www.fineprintservice.de) für Fotokünstler und analogbegeisterte Hobbyfotografen. 2017 gründete er „Edition Argentum“ (www.editionargentum.de), eine Galerie für analoge Fotokunst sowie einen Onlineshop für Fotoarchivmaterialien, Fotografiebücher und Workshops zur analogen Fotografie.
*Analog fotografieren und entwickeln von Marc Stache, Edition ProfiFoto, erschienen bei mitp, 4. Auflage 2022, 288 Seiten, komplett in Farbe, ISBN: 9783747504703, ab 29,99 Euro