Die aktuelle Jahresumfrage von berufsfotografen.com beleuchtet die Situation der Profifotografen im Jahr 2025.
Die professionelle Fotografie wächst, steht aber auch vor vielfältigen Herausforderungen. Digitale Bildbearbeitung und künstliche Intelligenz verändern etablierte Arbeitsweisen und werfen neue Fragen nach Authentizität und Berufsbild auf. Gleichzeitig kämpfen viele Fotografinnen mit wirtschaftlichem Druck und einem Wandel in Ausbildung und Wettbewerb.
Berufsfeld

Fühlen sich Berufsfotografen durch Amateurfotografen in der Existenz bedroht?
Die Zahl fotografischer Betriebe in Deutschland ist in den letzten zwei Jahrzehnten explosionsartig gestiegen – von rund 6.300 im Jahr 2005 auf über 43.000 im Jahr 2023. Dieses Wachstum geht vor allem auf viele Einzelunternehmerinnen und Nebenberuflerinnen zurück. Die Kehrseite: Immer mehr Anbieter teilen sich den Markt. Über die Hälfte der Berufsfotografen nimmt heute mehr Konkurrenz wahr als noch vor einigen Jahren. Besonders Männer berichten häufiger von steigendem Wettbewerbsdruck. Auch die Konkurrenz durch Amateurfotografen wird spürbar: Fast die Hälfte der Profis empfindet die Aktivitäten von Amateuren als ernste Konkurrenz. Nur etwa 29% fühlen sich in dieser Hinsicht (eher) nicht bedroht. Insgesamt zeigt sich ein Berufsfeld im Wandel, in dem sich jeder Fotografin profilieren muss, um sichtbar zu bleiben.

Über welche Kanäle bekommen Fotografen neue Aufträge?
Gleichzeitig ist die Auftragslage vielerorts angespannt. Nur 1% der Befragten klagte 2024 über zu viele Jobs; lediglich 7% waren voll ausgelastet. Etwa ein weiteres Viertel fühlte sich „ausgelastet“ – zusammen rund ein Drittel mit zufriedenstellender Auftragslage. Dem steht jedoch über ein Drittel gegenüber, das klare Unterbeschäftigung meldet: 35% gaben an, zu wenig bis gar keine Aufträge zu haben. Diese Entwicklung spiegelt sich auch finanziell wider. Viele Fotografinnen verfügen nur über geringe Rücklagen: 30% könnten ohne neue Aufträge höchstens vier Monate überbrücken, 22% haben gar keine finanziellen Reserven im Geschäftsaccount. Selbst unter Einbeziehung privater Ersparnisse schaffen es nur 17% der Befragten, ein ganzes Jahr ohne Einkünfte zu überstehen. Umgekehrt sind fast doppelt so viele (32%) dazu mit privatem Polster in der Lage – ein Zeichen, dass private Mittel zunehmend zum Überleben des Geschäfts beitragen. Insgesamt stehen viele Berufsfotografinnen wirtschaftlich auf unsicherem Boden. Dennoch zeigt sich die Branche anpassungsfähig: Die Mehrheit der Fotoprofis fühlt sich in der Lage, mit technischen Veränderungen Schritt zu halten, und bemüht sich, neue Werkzeuge in den Arbeitsalltag zu integrieren. Inmitten von Konkurrenzdruck und wirtschaftlichen Unsicherheiten suchen viele nach kreativen Wegen, um sich neu auszurichten und die aktuellen Veränderungen als Chance zu nutzen.
Ausbildung

Wie viele Betriebe gibt es und wie viele Auszubildende im Bereich der Fotografie?
Der Strukturwandel macht vor der fotografischen Ausbildung nicht halt. Während die Branche insgesamt wächst, ist die Zahl klassischer Ausbildungsplätze stark gesunken. 2010 bildeten noch über 1.170 Fotobetriebe Nachwuchs aus – 2024 waren es nur noch 306. Die Zahl der Auszubildenden sank im gleichen Zeitraum von mehr als 2.000 auf nur noch 489. Im Schnitt hat heute jeder Ausbildungsbetrieb weniger als zwei Azubis. Viele Betriebe sind offenbar nicht mehr bereit oder in der Lage auszubilden, was auf wirtschaftliche Unsicherheiten, hohen Konkurrenzdruck und den schnellen Wandel im Berufsfeld zurückgeführt wird. Die traditionelle Lehre gerät damit unter Druck, zukunftsfähige Wege für den Fotografennachwuchs zu finden.
Entsprechend kritisch sehen viele Berufsfotografen die derzeitige handwerkliche Ausbildung. Nur 26% halten die Ausbildung in der heutigen Form für zeitgemäß oder passend, weitere 33% bewerten sie allenfalls als „mittel“. Über 40% sind der Meinung, die klassische Fotografinnenausbildung entspreche eher nicht oder gar nicht mehr den aktuellen Berufsanforderungen. Viele wünschen sich eine Modernisierung mit stärkerer Ausrichtung auf aktuelle technische Entwicklungen und unternehmerisches Wissen. Die Lehre wird zwar nach wie vor als solide Grundlage geschätzt, braucht aber nach Ansicht der Mehrheit neue Impulse, um langfristig relevant zu bleiben. Auffällig ist auch der Wandel im Geschlechterverhältnis des Nachwuchses: Von den derzeit 489 Auszubildenden sind rund 62% weiblich. Dieser Trend zugunsten angehender Fotografinnen zeichnet sich bereits seit einigen Jahren ab und spiegelt sich nun deutlich in den Berufsschulklassen wider.
Einkommen

Wie lange können Fotografen derzeit mit dem Geld vom Privatkonto überleben?
Auch bei den Einkünften offenbaren sich deutliche Unterschiede und Herausforderungen. Nach der Umfrage waren Fotografinnen im Jahr 2024 überproportional häufig in den unteren Umsatzklassen zu finden, während Fotografen öfter höhere Jahresumsätze erzielten. Zwar gibt es auch einige Fotografinnen mit sehr hohem Umsatz, doch insgesamt bleibt eine Einkommenslücke bestehen. Für 2025 sind die Erwartungen entsprechend differenziert: Männliche Fotografen rechnen mit einem durchschnittlichen Brutto-Jahresumsatz von rund 55.000 €, ihre Kolleginnen hingegen nur mit etwa 46.000 €. Zudem erwartet ein Viertel der Fotografinnen, dass ihr Umsatz unter 10.000 € liegen wird, während dies nur 6% der männlichen Fotografen so pessimistisch einschätzen. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass viele Frauen in der Berufsfotografie noch finanziell benachteiligt sind – sei es aufgrund unterschiedlicher Marktsegmente, Preisgestaltung oder anderer Faktoren.

Wie viel verdienen Fotografen mit Videos bzw. Filmen?
Ein Blick auf die Honorare zeigt große Spannbreiten je nach Einsatzgebiet. In der Werbefotografie bewegen sich die häufigsten Tagessätze in einem hohen Rahmen: Am verbreitetsten sind 1.000–1.499 € pro Tag (39% Nennungen), gefolgt von 1.500–1.999 €. Demgegenüber fallen die Vergütungen in der redaktionellen Fotografie deutlich geringer aus: Hier liegt der häufigste Tagessatz nur bei 600–899 € (34% der Angaben), gefolgt von 900–1.199 €. Private Aufträge (etwa Hochzeiten oder Porträts) bewegen sich auf ähnlichem Niveau wie Editorial: Am häufigsten zwischen 600–899 € (28%) bzw. 900–1.199 € pro Tag. Insgesamt lässt sich sagen, dass das typische Tagessatz-Niveau je nach Bereich stark variiert – von einigen hundert Euro im Privat- und Pressebereich bis hin zu vierstelligen Beträgen in der Werbebranche. Diese Spreizung verdeutlicht, wie unterschiedlich die Verdienstmöglichkeiten in der Fotografie ausfallen, abhängig vom Marktsegment und der jeweiligen Spezialisierung.
KI-Einsatz

Wie sicher sind sich Fotografen in ihrer Einschätzung in Bezug auf die Authentizität von Fotos?
Die rasante Entwicklung Künstlicher Intelligenz hat auch in der Fotografie für Verunsicherung und Hoffnung zugleich gesorgt. Ersatz oder Werkzeug? Die Mehrheit der Berufsfotografen zeigt sich gegenüber KI (noch) zögerlich. Nur ein relativ kleiner Teil bewertet die Rolle von KI in der professionellen Fotografie eindeutig positiv, während etwa ein Drittel zumindest eher aufgeschlossen ist – zugleich sind viele unentschieden. Vollständige Ablehnung bleibt die Ausnahme; allerdings überwiegt insgesamt eine vorsichtig-skeptische Haltung. Konkret befürchten lediglich 8% der Befragten definitiv, dass KI ihren Job überflüssig machen könnte; rechnet man diejenigen hinzu, die dies „eher“ befürchten, kommen die Alarmierten auf knapp ein Viertel. Die große Mehrheit glaubt jedoch nicht, dass Algorithmen sie in absehbarer Zeit verdrängen werden. Ähnlich verhält es sich mit dem technischen Wandel insgesamt: Viele Fotoprofis fühlen sich durchaus in der Lage, neue Technologien zu meistern, und nur wenige fühlen sich von der Entwicklung überfordert. Offenheit für Innovation ist vorhanden, auch wenn Unsicherheit bleibt.

Werden Fotografen KI-erstellte Bilder oder Bildteile in naher Zukunft beruflich nutzen?
In der Praxis setzt KI sich Schritt für Schritt als Werkzeug durch. Die Umfrage zeigt, dass 69% nicht glauben, dass KI nennenswert zur Kostensenkung beiträgt. Dagegen erkennen immer mehr Fotografen den Zeitgewinn durch automatisierte Abläufe: Insgesamt 62% gaben an, durch KI-Anwendungen definitiv oder tendenziell Arbeitszeit einzusparen, ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig ist der Anteil der Skeptiker, die überhaupt keinen Nutzen sehen, weiter gesunken. Die meisten Berufsfotografen rechnen auch fest damit, dass KI-generierte Bilder ihren Alltag verändern werden – fast 80% erwarten künftig Auswirkungen auf die eigene Arbeit (44% sind sich dessen „definitiv“ sicher). Dennoch bleibt die Einstellung ambivalent, wenn es um den kreativen Einsatz geht: Nur 20% der Befragten befürworten klar die Idee, komplette Bilder per KI erstellen zu lassen, während 40% dem eher kritisch gegenüberstehen; der Rest ist unentschieden. Ein deutlicher Konsens herrscht hingegen beim Thema Transparenz: Eine breite Mehrheit spricht sich dafür aus, KI-erstellte Bilder eindeutig zu kennzeichnen. So soll für Kunden und Publikum klar erkennbar bleiben, welche Aufnahmen echt fotografiert und welche künstlich generiert sind. Gleichzeitig sehen viele in KI durchaus einen Mehrwert für ihre Arbeit – 55% glauben, dass KI helfen kann, die Bildqualität zu verbessern, und rund 60% sind der Ansicht, KI könne ihre kreative Arbeit unterstützen. Unterm Strich überwiegt eine vorsichtig positive Grundhaltung: KI wird von den meisten als zusätzliches Werkzeug verstanden, das Zeit spart und neue kreative Möglichkeiten eröffnet, ohne das menschliche Fotografentalent völlig zu ersetzen.
Authentizität
Ein zentrales Thema der Jahresumfrage 2025 ist die Frage, wann Berufsfotografinnen ein Bild als authentisch empfinden. Erlaubt ist, was der Realität nicht widerspricht – so ließe sich die vorherrschende Meinung zusammenfassen. Die große Mehrheit der Profis sieht in üblicher Bildbearbeitung keinen Widerspruch zur Echtheit eines Fotos. So stimmen 84% der Aussage zu, ein Foto bleibe authentisch, wenn es vom Fotografen selbst am Computer nachbearbeitet wurde. Auch der Einsatz von Hilfsmitteln wie künstlichem Licht wird von 74% nicht als Problem für die Authentizität angesehen. Selbst eine gezielte Änderung des Bildausschnitts, um die Bildaussage zu beeinflussen, betrachten 72% nicht zwingend als Verfälschung. Diese Ergebnisse unterstreichen, dass für viele Berufsfotografinnen ein gewisses Maß an Nachbearbeitung und Inszenierung zum Handwerk gehört, solange sie in eigener Regie und mit Augenmaß erfolgt. Authentizität wird hier eher als interpretierbare Eigenschaft gesehen, die mit der kreativen Kontrolle des Urhebers vereinbar ist.
Deutlich kritischer fällt das Urteil aus, wenn künstliche Eingriffe durch KI oder fremdes Material ins Spiel kommen. Bereits der teilweise Einsatz von KI führt zu Vorbehalten: Nur 38% der Befragten betrachten ein Foto noch als authentisch, wenn es Bildelemente enthält, die sie selbst mithilfe von KI erzeugt haben. Wird ein Bild aus eigenen Aufnahmen am Computer zusammengesetzt (Composing), sehen immerhin noch 33% die Authentizität gewahrt. Kommt allerdings ein Bildbestandteil von einer fremden Quelle hinzu, sinkt die Zustimmungsrate drastisch – auf nur noch etwa 7%. Ein vollständig von einer KI generiertes Bild halten gar lediglich 8% der Profis für authentisch. Die meisten koppeln die Echtheit eines Fotos also an die ursprüngliche Herkunft der Inhalte: Sobald fremdes Material verwendet oder die Kontrolle des Fotografen stark eingeschränkt wird, schwindet das Vertrauen in die Bildauthentizität deutlich. Insgesamt zeichnet die Umfrage ein klares Bild: Authentizität in der Berufsfotografie wird heute vor allem mit Kontrolle, Autorenschaft und Transparenz verbunden – nicht unbedingt mit völliger „Unberührtheit“ der Aufnahme. Solange Fotografen Herr über den kreativen Prozess bleiben und offengelegt wird, wie ein Bild entstanden ist, gilt es vielen weiterhin als echt.
Perspektiven

Wie sehen Fotografen und Fotografinnen die nächsten Monate
Trotz aller Umbrüche blicken viele Berufsfotografen erstaunlich zuversichtlich nach vorn. Über die Hälfte der Befragten schätzt die Entwicklung der kommenden Monate optimistisch oder sogar sehr optimistisch ein. Etwa ein Drittel gibt eine neutrale, abwartende Prognose ab, während rund ein Viertel skeptischer in die Zukunft schaut. Damit überwiegt insgesamt ein vorsichtiger Optimismus in der Branche. Viele Fotografinnen und Fotografen sehen trotz der aktuellen Schwierigkeiten weiterhin Chancen für ihre Arbeit und sind bereit, sich anzupassen.

Über welche Kanäle bekommen Fotografen neue Aufträge?
Diese positive Grundhaltung spiegelt sich auch im Willen wider, aktiv mit den Veränderungen umzugehen. Unsicherheiten zum Trotz: In weiten Teilen der Community herrscht der Anspruch, das Beste aus den kommenden Herausforderungen zu machen. Sei es die Anpassung an neue Technologien wie KI, die Erschließung neuer Märkte oder das Anpassen des eigenen Geschäftsmodells – die Mehrheit zeigt sich entschlossen, den Wandel als Anlass für Weiterentwicklung zu nehmen. Die Berufsfotografie 2025 steht somit im Zeichen einer spannenden Dynamik: steigende Konkurrenz und technische Disruption einerseits, aber auch Innovationsgeist, Zusammenhalt und der Glaube an den Wert des eigenen fotografischen Blicks andererseits.








