Die Nikon ZR ist die leichteste All-in-One-Cinema-Kamera der Welt, bietet einen 6K-Vollformatsensor, RED-typische Colour Science und erstmals überhaupt integriertes 32-Bit-Float-Audio. Damit schließt Nikon die Nische zwischen klassischen Fotohybrid-Kameras und vollwertigen Cine-Rigs.
Mit nur 540 g ist die ZR tatsächlich eine Klasse für sich. Während vergleichbare Modelle wie die Sony FX3 oder die Canon C70 zwischen 700 g und 1,2 kg auf die Waage bringen, ist die Nikon spürbar leichter. Für mobile Drehs, Gimbal-Setups oder Run-and-Gun-Szenarien ein klarer Vorteil. Trotz des geringen Gewichts ist das Gehäuse vollständig gegen Staub und Feuchtigkeit abgedichtet – ein Pluspunkt für Outdoor-Filmer.
Das Z-Bajonett öffnet die Tür zu einem großen Objektiv-Ökosystem: von NIKKOR-Z-Optiken über adaptierte F-Optken bis zu Drittanbieter-Linsen. Nikon nutzt hier einen entscheidenden Vorteil der hauseigenen Fotokameras, den man so bei RED oder Blackmagic nicht findet.
Der partially stacked 6K-Vollformatsensor liefert einen Dynamikumfang von 15+ Blendenstufen – ein Wert, der mit der Canon C300 Mark III oder der Sony FX6 konkurrieren kann. Besonders interessant: die Dual-Base-ISO von 800 und 6400. Damit positioniert sich die ZR klar für Low-Light-Szenarien, ohne den Dynamikumfang zu opfern.
Dank des exklusiven R3D NE-Codecs bringt Nikon RED-typische Colour Science erstmals ins eigene Line-up. Praktisch: ZR-Files können direkt in Workflows integriert werden, die bislang ausschließlich RED vorbehalten waren. Wer bereits mit RED arbeitet, bekommt mit der ZR ein handliches Zweit- oder B-Cam-System, das sich farblich nahtlos einfügt.
Ein echtes Alleinstellungsmerkmal ist die integrierte 32-Bit-Float-Audioaufnahme – bisher einzigartig in einer Kamera. Während Sony, Canon oder Blackmagic auf externe Recorder angewiesen sind, nimmt die ZR Audio mit einem Dynamikumfang auf, der Clipping oder zu leise Pegel praktisch ausschließt. Für dokumentarische Arbeit oder Solo-Creator:innen ein echter Gamechanger.
Mit dem optionalen Richtmikrofon ME-D10 (299 €) liefert Nikon gleich das passende Zubehör. 77 dB Signal-Rausch-Verhältnis und variable Richtcharakteristiken sind solide Specs, auch wenn professionelle Tonleute weiter externe Setups bevorzugen werden.
Der 4-Zoll-Touchscreen (1.000 Nits, DCI-P3, 16:10) ist größer als bei den meisten Mitbewerbern und überzeugt durch Flexibilität (neig- und drehbar). Bis zu zehn 3D-LUTs können direkt in der Kamera genutzt werden – ein Feature, das viele Filmer in dieser Preisklasse vermissen.
Weitere Pluspunkte der ZR sind ihr 5-Achsen-IBIS für handgeführte Aufnahmen und die integrierte Breathing-Korrektur für saubere Fokus-Transitions. Der intelligenter Autofokus mit Motiverkennung ist vergleichbar zu dem der Sony FX3. Zeitlupen sind bis 240p möglich, allerdings nur bei kleineren Auflösungen. Das lüfterlose Gehäuse bleibt trotz hoher Datenraten kühl. Was ihr allerdings fehlt, ist ein interner ND-Filter und ihr Akku ist kleiner als Cine-Standards.
Die ZR ist klar auf mobile Creator:innen, Dokumentarfilmer:innen und kleinere Produktionsumgebungen ausgerichtet. RED-Workflows sind ein Argument für Profis, die bereits in diesem Ökosystem arbeiten. Wer hingegen in Canon- oder Sony-Workflows steckt, wird genau abwägen, ob sich ein Systemwechsel lohnt.
Preislich liegt die ZR bei 2.349 Euro (Body) und 2.949 Euro im Kit mit 24–70mm f/4 S. Damit ist sie teurer als eine Blackmagic 6K Pro, aber günstiger als Canon C70 oder Sony FX6.
Fazit: Die ZR ist kein „RED light“, sondern die erste wirklich cineastische Nikon – und genau damit eine spannende Alternative im wachsenden Segment der kompakten Cine-Kameras. Für Solo-Creator:innen, dokumentarische Arbeit und mobile Filmsets ist die ZR eine hochattraktive Option. Für größere Produktionen ist sie eher als Zweitkamera spannend – dort, wo Gewicht und Flexibilität entscheidend sind.
















