„INTO THE UNSEEN“ von The Walther Collection entfaltet vom 24. Oktober 2025 bis 26. April 2026 in der Halle für aktuelle Kunst der Deitchtorhallen Hamburg ein vielschichtiges Ausstellungsprojekt über Fotografie jenseits des distanzierten Blicks.

Cang Xin, Communication Series No. 2, 1996–2006 © Cang Xin. Courtesy the artist and The Walther Collection, New York/Neu-Ulm.
Das kuratorische Konzept der Ausstellung versteht Fotografie nicht als neutrale Darstellung, sondern als Medium, das Verbindung und Widerstand erzeugt und Wahrnehmung an ein multisensorisches Erleben bindet. Ein bewusst dunkles Raumkonzept, schwebend inszenierte Bilder, subtile Düfte sowie architektonische Inseln aus Yakisugi-behandeltem Douglasienholz verweisen auf Berührung, Klang und Materialität und stellen die Fiktion des reinen Sehens zur Disposition.
Die Dramaturgie der Ausstellung spannt fünf Kapitel auf. „Frequenzen der Dunkelheit“ verlagert den Fokus von Belichtung zu Schatten und Spiritualität und führt Positionen wie Santu Mofokeng und Jo Ractliffe zusammen. „Den Alltag in den Händen halten“ richtet den Blick auf das Fotoalbum als verkörperte Praxis zwischen privater Erinnerung und institutionellem Archiv, von Alphonse Bertillons Tatortalben bis Mofokengs „The Black Photo Album/Look at Me: 1890–1950“. „Dem Land zuhören“ verknüpft Performance, Berührung, Klang und Fotografie, etwa bei Em’kal Eyongakpa und David Goldblatt. „Fotografische Sedimente“ verhandelt Verlust, Rettung und Nachleben von Bildern und zeigt Munemasa Takahashis „Lost & Found Project“ als schwebende Formation aus rund 1.600 geretteten, aber nicht rückführbaren Fotografien. „Schmecken, Berühren, Fühlen“ verankert Erkenntnis unmittelbar im Körper und führt Arbeiten von Cang Xin, Ana Maria Gómez López, Song Dong und RongRong sowie eine eigens produzierte Soundarbeit von Felipe Romero Beltrán zusammen. Den Abschluss markiert Yang Fudongs sechskanalige Videoarbeit „East of Que Village“, die Zeit aus der Perspektive zurückgelassener Hunde erfahrbar macht.
Die Walther Collection wurde von Artur Walther gegründet, maßgeblich im Dialog mit Okwui Enwezor entwickelt und verfügt über umfangreiche Bestände historischer und zeitgenössischer Fotografie und Medienkunst aus Afrika, China, Japan, Europa und Amerika sowie über volkstümliche Bildersammlungen. Nach der Ankündigung einer bedeutenden Schenkung an das Metropolitan Museum of Art im Mai 2025 bildet „Into the Unseen“ die letzte große Präsentation der Sammlung in Europa. Kuratiert wird die Ausstellung von Nadine Isabelle Henrich und Prof. Tina Marie Campt.
Eine umfangreiche Publikation mit Beiträgen von Tina M. Campt, Ana María Gómez López, Nadine Isabelle Henrich, Shawn Michelle Smith u. a. ist für Dezember 2025 angekündigt. Die Deichtorhallen Hamburg sind Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet; an jedem ersten Donnerstag im Monat gelten 11 bis 21 Uhr mit freiem Eintritt von 18 bis 21 Uhr.
Foto oben: Santu Mofokeng, Buddhist Retreat, Near Pietermaritzburg, 2003 (Detail), from the series Chasing Shadows © Santu Mofokeng Foundation, Courtesy Lunetta Bartz, MAKER, Johannesburg. Promised Gift of the Walther Family Foundation to the Metropolitan Museum of Art, New York










