Am 2. August trat die nächste Stufe der europäischen KI-Verordnung (AI Act) in Kraft. Begleitend veröffentlichte die EU-Kommission nach langen Konsultationen einen „Code of Practice“, der Anbietern helfen soll, die neuen Regeln einzuhalten. Der Deutsche Fotorat kritisiert, dass die aktuellen Regelungen Urheber nicht ausreichend vor der ungefragten Nutzung ihrer Werke durch KI-Firmen schützen.
Der Deutsche Fotorat warnt vor einer „Enteignung“ der Kreativen durch internationale Konzerne, die mit generativen KI-Systemen Milliardenumsätze erzielen – ohne ihre Datenlieferanten zu beteiligen.
Die kommenden Monate seien entscheidend: Bei der Überprüfung der CDSM-Richtlinie (Copyright in the Digital Single Market) müsse endlich Rechtssicherheit geschaffen werden. Auch die Bundesregierung sei gefordert, ihr Versprechen eines „fairen Ausgleichs der Interessen“ einzulösen.
Die acht zentralen Forderungen des Fotorats lauten:
Geistiges Eigentum schützen
Das Training von KI mit geschützten Werken darf nicht länger durch die Schrankenregelung für „Text und Data Mining“ gedeckt sein. Urheberrechtliche Grauzonen müssen geschlossen werden.
Faire Vergütung sicherstellen
Kreative müssen nicht nur für die Nutzung ihrer Werke im Training, sondern auch für die Outputs generativer KI entlohnt werden – inklusive rückwirkender Entschädigungen.
Opt-in statt Opt-out
KI-Training darf nur mit aktiver Zustimmung der Urheber erfolgen. Ein verpflichtendes Opt-In-Register könnte Rechtssicherheit schaffen.
Transparenz beim KI-Training
Datensätze und Quellen, die ins Training einfließen, müssen offengelegt werden. Allgemeine Angaben wie „Web Crawling“ reichen nicht aus.
Urheberinformationen erhalten
Metadaten mit Urheber- oder Lizenzinformationen dürfen nicht gelöscht werden. Verstöße müssen haftungs- und schadensersatzpflichtig sein.
Eindeutige Kennzeichnung
Es braucht klare Standards, um zwischen authentischen Fotografien und KI-generierten Bildern unterscheiden zu können – für Glaubwürdigkeit in Medien und Gesellschaft.
Urheberrechte nicht geopfert
In Handelsverhandlungen darf der Schutz geistigen Eigentums nicht zur Verhandlungsmasse werden. Regulierung ist kein Standortnachteil, sondern Chance für faire Märkte.
Demokratische Verfahren stärken
Lobbyismus darf EU-Regulierungsprozesse nicht dominieren. Kreative fordern echte Mitsprache bei künftigen Gesetzesreformen.
Die Debatte um generative KI spitzt sich europaweit zu. Juristische Experten zweifeln zunehmend, ob das Training mit urheberrechtlich geschützten Werken überhaupt legal ist. Studien und Stellungnahmen verweisen auf die Notwendigkeit klarer Vergütungsregeln, umfassender Transparenzpflichten und einer Harmonisierung zwischen AI Act und Urheberrecht.
Der Deutsche Fotorat fordert die Bundesregierung und die EU-Kommission auf, sich dieser Herausforderung zu stellen – damit die Rechte von Kreativen nicht dem grenzenlosen Datenhunger der KI-Industrie geopfert werden.
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