Die diesjährige Ausgabe von Polycopies, die vom 12. bis 16. November 2025 auf dem Schiff „Concorde-Atlantique“ und den angrenzenden Kais unterhalb des Musée d’Orsay stattfand, bestätigte erneut ihren Ruf als lebendigster Treffpunkt für das alternative Fotobuch.
Während Paris Photo die Großen der Branche präsentiert, schlägt das Herz der unabhängigen Fotobuchkultur fünf Gehminuten weiter südlich – auf einem Boot.

Mehr als 100 unabhängige Verlage und Buchhändler aus über 20 Ländern präsentierten auf der Polycopies 2025 eine so vielfältige wie sorgfältige Auswahl an Publikationen: von klassischen Monografien über risografierte Zines bis zu experimentellen Künstlerbüchern. Nur wenige Orte schaffen es, eine solche Nähe zwischen Machern und Publikum zu schaffen. Die Ausstellung wird zum Gesprächsraum, die Rampe zum Treffpunkt, der Fluss zur Kulisse.
„Was für eine fantastische Zeit in Paris! So viele alte und neue Freunde und leidenschaftliche Menschen aus der ganzen Welt – das gibt mir so viel Energie“, schreibt ein Teilnehmer aus den USA nach fünf Tagen Polycopies. Andere Verlage wie Overlapse sprechen von einem „energetic meeting place“, dessen Atmosphäre wie ein Klassentreffen für Fotobuchliebhaber wirkt.
Im Gegensatz zur klassischen Messe überzeugt Polycopies durch seine informelle Offenheit. Verlage wie dienacht publishing, Colorama, FOTOHOF>EDITION oder Rust Publishing berichten von einer intensiven Resonanz – und von der Freude, in direkten Kontakt mit einem fachkundigen Publikum zu treten.
Besucher konnten Fotobücher nicht nur ansehen und kaufen, sondern auch signieren lassen, Neues entdecken und sich austauschen. Das Programm setzte verstärkt auf Interaktion: Signierstunden, Round Tables, Portfolio-Reviews, Meetings – und vor allem Gespräche zwischen Menschen, die das Medium Fotobuch als Handwerk und Kunst begreifen.
Besonders auffällig war in diesem Jahr die Präsenz von Fotobuchprojekten, die das Buch als objekthaftes Medium denken – ein Trend, der sich schon seit einiger Zeit abzeichnet. Das Projekt PHOTOBOOK AS OBJECT / PHOTOBOOK WHO CARES zeigte, wie Buchgestaltung und Bindung selbst Teil der Erzählung werden. Auch die Risografie als Drucktechnik ist weiter auf dem Vormarsch – nicht zuletzt dank Zines und unabhängigen Künstlerbüchern, die im klassischen Verlagswesen oft keinen Platz finden.
Auffällig war auch die Rolle von Büchern als Aktivismus: Fotopublikationen über Grenzen, Identität, Umwelt oder Körperpolitiken standen prominent neben klassischen monografischen Ansätzen. Polycopies wird damit zunehmend zum Fenster für Perspektiven, die außerhalb der institutionellen Bildkulturen kaum sichtbar wären.
Polycopies hat sich längst als fester Bestandteil der Pariser Fotowoche etabliert – nicht als Randveranstaltung, sondern als Gegenstück und Ergänzung zu Paris Photo. Es ist ein Ort der Begegnung, eine Bühne für Entdeckungen und ein Impulsgeber für alternative Publikationsformen. In diesem Jahr hat sich erneut gezeigt: Das Fotobuch lebt – und seine Zukunft gehört nicht allein den großen Häusern, sondern denjenigen, die es in eigenem Rhythmus erzählen.













