Der AWI e.V. – Arbeitskreis Werbe-, Mode- und Industriefotografie – löst sich auf. Die kurze Notiz auf der Verbandswebsite bestätigt der Eintrag im Amtsblatt mit der offiziellen Mitteilung zur Liquidation.
Mit dem Ende des AWI verschwindet nicht nur ein Verband, sondern auch ein Kapitel der Berufsorganisation der deutschen Fotografenszene. Zuletzt konnte der AWI, der einst ein ernstzunehmender Akteur der deutschen Profifotografie war, kaum noch wahrgenommen werden.
Ursprünglich gegründet als Arbeitskreis im Centralverband Deutscher Berufsfotografen, verstand sich der AWI als stärker handwerklich beziehungsweise gewerblich orientierte Alternative zum BFF: Damit besetzte er eine Lücke – und tat das zunächst mit beachtlicher Wirkung. In den 1980er- und 1990er-Jahren veranstaltete der Verband große AWI Conventions, die international renommierte Fotografen nach Deutschland holten. Diese Treffen gehörten zeitweise zu den wichtigsten Fortbildungs- und Networking-Formaten der Branche.
Ab den frühen 2000er-Jahren verlor der AWI jedoch spürbar an Bedeutung. Der Verband verlor sein Profil gegenüber größeren Organisationen – und damit Mitglieder. So wurde der AWI zu einer Organisation, die formal weiter existierte, aber faktisch keine Rolle mehr spielte – weder in Debatten über Honorare noch bei fachlicher Weiterbildung oder politischer Interessenvertretung.
Mit dem Tod des langjährigen Vorsitzenden Klaus Lorenz fehlte dem AWI schließlich jene Figur, die über Jahre Führungsverantwortung übernommen hatte. Eine Nachfolge, die den Verband hätte neu ausrichten können, stand nicht zur Verfügung.
Nun ist die Auflösung offiziell. Auffällig ist jedoch, wie unspektakulär und wenig transparent sie kommuniziert wird. Die Website würdigt zwar die Vergangenheit, vermeidet aber jede Erklärung zu Ursachen, internen Entwicklungen oder Perspektiven für Mitglieder. Diese karge Kommunikation passt zum Zustand des Verbands: Die leise Abwicklung wirkt wie der Schlusspunkt eines Prozesses, der schon vor Jahren begonnen hat.
Was bleibt, ist ein Stück Branchenhistorie, die der AWI einst prägend mitgestaltet hat. Sein Verschwinden zeigt, dass sich die Szene längst anderswo ihre Themen aushandelt.









