Das Jahr 2025 war voll mit Ausstellungen, Festivals, Messen, Fotobuch-Neuerscheinungen. Wir wollten von Experten wissen, was für sie die Highlights des Jahres waren.
Für mich war 2025 …
- … das wichtigste Fotografie-Ereignis:
2. … die beste Fotoausstellung:
3. … der größte Ausstellungsflop:
4. … die interessanteste Fotostadt:
5. … das beste Fotobuch:
6. 2026 freue ich mich auf:

Klaus Honnef © Gabriele Honnef-Harling
Klaus Honnef, Publizist, Kurator, Prof. em. für Theorie der Fotografie
1.
Die Wiederentdeckung der bedeutenden, aber vergessenen Fotografin Tata Ronkholz, die andererseits aber nichts so außerdienstlich Herausragendes wie ihren eminenten Zyklus über die Trinkhallen hinterlassen hat. Deutsche Geschichte in verdichteter Form. Daran anschließend: die Wiederentdeckung von vergessenen Fotografinnen etwa in Köln und anderswo, die dazu hätte beitragen können, endlich einmal den Kanon deutscher Fotografie zu durchleuchten.
2.
Die hervorragend kuratierte Ausstellung des schmalen fotografischen Werkes von Tata in der SK Stiftung Köln.
3.
Nach wie vor das Dahinvegetieren der Stiftung Deutscher Fotografie, die wirklich wichtig für das Medium gewesen wäre, hätte sie ein überzeugendes und entsprechend finanziell großzügig dimensioniertes Konzept erhalten.
4.
Es sind derer zwei: Dresden und Essen. Doch „interessant“ nur im deutschen Kleinformat.
5.
Leider hat mich keines zum Kauf verlockt.
6.
Da meine biologischen Perspektiven enger werden, lebe ich nach dem Motto „Carpe diem“ und lasse die Dinge auf mich zukommen.

Katharina Günther ©Carsten Schmale
Katharina Günther, Expertin für moderne und zeitgenössische Kunst und Fotografie
1.
Der fantastische Fotograf Sebastião Salgado starb im Mai mit 81 Jahren. Ich halte seine Ästhetisierung von Not, Leid und den existentiellen Problemen unserer Zeit als Stilmittel, etwa in seinem Projekt zum Völkermord in Ruanda (1994), auch heute noch für eine valide Möglichkeit, die Augen und Herzen des Publikums für schwierige Themen wie dieses zu öffnen. Sein spezieller Blick und seine Humanität werden nicht nur in der Fotoszene fehlen. Bis zum 15. März 2026 zeigt das Rautenstrauch-Joest Museum in Köln noch die Ausstellung Amazonia, Fotografien von Sebastião Salgado.
2.
Die Ausstellung Cecil Beaton’s Fashionable World (bis 11.1.26 in der National Portrait Gallery in London) gibt einen wunderbaren Überblick über den in Deutschland wenig bekannten Mode- und Porträtfotografen Cecil Beaton, den „King of Vogue“ Für seine Kostümentwürfe der Verfilmung von My Fair Lady mit Audrey Hepburn (Regie George Cukor, 1964) erhielt er 1965 einen Oscar. Neben einem Überblick über sein fotografisches Werk – glamouröse Fashion-Shots und tiefblickende Porträts des Who’s who aus Kunst, Kultur und Gesellschaft gibt es frühe filmische Experimente zu sehen, exzellente Modeskizzen, Originalkostüme und Briefe. Das Ausstellungsdesign, mit Papierblumen und glitzernder Wandfarbe ist ebenso wie die gesamte Schau so charmant, überbordend, energetisch und voll von Esprit, Witz und Verve wie die Arbeiten Beatons. Und die sorgfältig recherchierte Ausstellung Lee Miller (bis 15.2.26, Tate Britain, London) ist gleichermaßen ein Muss: Vor allem auch neue Informationen und Bildmaterial zu ihrer Zusammenarbeit mit Man Ray machen die Schau sehenswert.
3.
Susan Sontag in der Bundeskunsthalle Bonn war sicher kein Flopp. Aus meiner Sicht fehlte aber etwas Schwung. Man hätte Sontags nachhaltigen Einfluss auf die Welt der Fotografie vielleicht noch besser und eindrücklicher mit für sie relevanten Fotografien, oder solchen, die ihre Ideen vermitteln helfen, illustrieren können. Die Fotografien The Terror of War, 1972, Urheberschaft umstritten, und Eddie Adams’ Saigon Execution, 1968, waren teilweise mit Stoffauflagen verhangen – sie verdeckten nur das nackte Mädchen in ersterem und nur den sterbenden Untergrundkämpfer in letzterem. In Anbetracht der Tatsache, dass Sontag die Bilder als Ausgangspunkte für Argumentationen in On Photography (1977) und Regarding the Pain of Others (2003) nutzt, war diese Geste wenig nachvollziehbar. Gerade in dieser Ausstellung muss der Besuchende diese ohnehin allgemein bekannten Aufnahmen vollumfänglich erfahren. Vielleicht hätte eine Triggerwarnung am Eingang der Schau ausgereicht.
4.
Für mich dieses Jahr London – wegen der Klassiker.
5.
Jonas Höschl hat gerade für „80 Portraits: 73 Männer, 7 Frauen“ (Verlag für moderne Kunst, 2025) sehr verdient eine Goldmedaille beim Deutschen Fotobuchpreis gewonnen. Er zeigt anonymisierte Fotografien von Rechtsradikalen aus den Datenbanken der Antifa. Höschl entschlüsselt aber die Ästhetiken, visuellen Codes und Verhaltensweisen der Rechten. Das Buch besticht auch durch seine Form: Das Design erinnert an eine minutiös geführte Archivakte. Dokumentation und politischer Aktivismus verschmelzen.
6.
Eine kleine, aber feine Lee Miller Ausstellung, die ich in Deutschland eröffnen werde. Mehr kann ich noch nicht verraten. Watch that space!

Ingo Taubhorn ©privat
Ingo Taubhorn, Ausstellungsmacher, Dozent und Künstler. Von 2003 bis 2023 Chefkurator des Hauses der Photographie | Deichtorhallen Hamburg.
1.
Ich bin immer noch ein großer Fan des Fotofestivals in Arles. Nicht nur, dass man eine Fülle von herausragend kuratierten Ausstellungen sehen und wirklich Entdeckungen machen kann, auch die Stadt selbst ist ein Anziehungsort für viele nette Menschen aus der Fotowelt. Definitiv das wichtigste Fotografie-Ereignis mit hohem Urlaubsfeeling.
2.
Die Farbexplosionen in den Bildern von Stéphane Couturier in seiner Ausstellung Eileen Gray/Le Corbusier E-1027 + 123 während der Rencontres d’Arles in der Abbaye de Montmajour waren für mich nicht nur ein visueller Hochgenuss, sondern auch eine Bestätigung, dass das Genre der Architekturfotografie immer wieder neu erfunden werden kann. In seinen Bildern präsentiert der französische Fotograf eine außergewöhnliche Serie über die berühmte Villa E-1027. Durch ein subtiles fotografisches Verfahren von Overlays aus Architektur, Fresken, Möbeln und Landschaft schafft Couturier eine Verbindung aus Abstraktion und Dokumentation, die die Grenzen der Architekturfotografie neu definieren.
3.
Für mich war die Ausstellung Rivalen / Fotografie vs. Promptografie ein Anschlag auf meine kuratorische Sorgfaltspflicht. Ich gebe zu, der Raum dieser Präsentation im Schachclub in Berlin-Mitte war suboptimal, so dass kein wirklicher Dialog mit den ausgestellten Bildern zustande kam. Die Ausstellung sollte die Grenzen und Möglichkeiten der „konventionellen Fotografie und KI–generierter Bilder“ hinterfragen. Schlecht redigierte Wandtexte gliederten die wahllos zusammengewürfelten Bilder von Fotograf:innen als Wolke so unmotiviert an den Wänden, dass ein Nachdenken (laut Pressetext) „über Fotografie und ihre Rolle in der zeitgenössischen Bildproduktion“ für mich als Besuchender erst gar nicht zustande kam. Der Weg durch die Ausstellung hinterließ bei mir den Eindruck, dass es nicht damit getan ist, Bilder nur an die Wand zu hängen, obwohl die Ausstellungsidee Potential hat.
4.
Ich würde gerne Hamburg sagen, aber es bleibt für mich Berlin. Die Vielzahl der Ausstellungsmöglichkeiten, Institutionen, OFF-Orte, Galerien sind in der Hauptstadt so offensichtlich präsent. Mit großen Ausstellungen z.B. im Martin Gropius Bau, Museum für Fotografie, C/O Berlin, Helmut-Newton-Stiftung, fhochdrei, Haus am Kleistpark, Kunstverein Tiergarten/Galerie Nord, Berlinische Galerie oder Neue Nationalgalerie, um nur wenige zu nennen, hat Berlin 2025 in jedem Monat ein mediales Feuerwerk veranstaltet – trotz Sparmaßnahmen, die auf Dauer nicht auszuhalten und hart zu kritisieren sind. Kultur ist kein Ornament, sondern Fundament. Zudem hat der EMOP 2025 in Berlin bewiesen, dass die Stadt ein tolles Foto-Festival organisieren kann.
5.
Definitiv das Buch Erbgericht von Andrea Grützner, erschienen bei Hartmann Books.
Die Künstlerin begann 2010 das Erbgericht in ihrem Heimatdorf Polenz zu fotografieren. 2025 veröffentlichte Grützner ein Künstler:innenbuch, das auf 128 Seiten mit 114 Abbildungen, aufgenommen mit der Großbildkamera und mehreren Blitzen, einen „Raum in der Schwebe“ ausbreitet, der zwischen vielfarbigen geometrisch gebrochenen Formen und Linien eine abstrakte, collagenartige Ästhektik entfaltet, dass mir der Atem stockt. Aber nicht nur dass die Bilder sensationell sind, wird mit den Möglichkeiten des modernen Buchdrucks das Buch selbst zum Kunstwerk. Ein visuelles und haptisches Erlebnis.
6.
Alles kann, nichts muss. Auf alle Fälle freue ich mich auf die Abschlussausstellung der Schröder/Taubhorn Meisterklasse der Ostkreuzschule, die am 17. April 2026 im Haus am Kleistpark eröffnet wird und auf kleine, aber spannende Ausstellung im Haus # 1. Es bleibt also spannend.

Jennifer Braun ©Kirsten Becken
Jennifer Braun, The Gen Z Art Critic (diese Bezeichnung bitte so lassen!!)
1.
Paris Photo. Mein Highlight war ein seltener, früher William Henry Fox Talbot bei der Galerie Hans P. Kraus Jr. Inc.
2.
„High Noon“ in den Deichtorhallen Hamburg. Nan Goldin, David Armstrong, Mark Morrisroe und Philip-Lorca DiCorcia boten einen tiefgehenden Einblick in die Intimität und Künstlichkeit menschlicher Beziehungen.
3.
Wolfgang Tillmanns „Nothing could have prepared us – Everything could have prepared us“ im Centre Pompidou, Paris: Überbordend und meiner Ansicht nach kaum Entwicklung, die über die wirklich pointierten Arbeiten der 80er und 90er Jahre hinausginge. Das Pro und Contra zur Ausstellung von Hilka Dirks und mir gibt es auch online im Crisp Magazin nachzulesen.
4.
Historisch auf jeden Fall Prag. Die tschechoslowakische Avantgarde bleibt bis heute für viele Institutionen unterm Radar, was sich dringend ändern sollte. Besonders Jaroslav Rössler finde ich spannend. Und immerhin bekommt Marie Čermínová endlich institutionelle Anerkennung (besser bekannt als Toyen).
5.
Tino Zimmermann, „Developments“ (2024). Eine unglaublich berührende Lebensgeschichte mit kaum einem Wort, dafür aber aus der Perspektive von Drogeriefotos bis hin zum PC-Bildschirm erzählt. Es ist ein Roman, der durch die Kameralinse geschrieben ist.
6.
Die Eröffnung des Deutschen Fotoinstituts in Düsseldorf. Städtepolitisch war die Vergabe kontrovers, umso spannender, wie sich die neue Institution aufstellen wird.

Freddy Langer ©Mathias Bothor
Freddy Langer, Autor (FAZ) und Fotograf
1.
Es gibt zwei! Beide in Frankreich: die Rencontres in Arles und die Messe Paris Photo. Die Sonderausstellungen sind stets großartig, die Präsentationen junger Fotografinnen und Fotografen geben einen Eindruck davon, wohin sich Fotokunst und Reportage momentan bewegen, und wer noch immer nicht glaubt, dass es sich bei der Gemeinschaft der Fotografen um eine große Familie handelt, wird spätestens hier bekehrt.
2.
Lewis Baltz „Industrial Parks“ und eine Auswahl seiner „Prototypes“ in der Kölner Galerie Zander. Mit der Blockbuster Präsentation des vor elf Jahren verstorbenen Minimalisten hat Zander fortgesetzt, was nach dem kompletten Satz von Robert Franks „The Americans“ im Jahr zuvor kaum noch denkbar war: einen Ausstellungsreigen, mit dem jedes Museum der Welt sich hätte feiern lassen können.
3.
Für schlechte Ausstellungen fehlt mir die Zeit, und wenn ich doch einmal eine sehe, verdränge ich das augenblicklich. Was mir allerdings immer häufiger aufstößt, sind Präsentationen, die ein Lebenswerk in komplett gleichbleibenden, neuen Prints präsentieren, oder, schlimmer noch, die Aufnahmen im riesigen Format an die Wände tapezieren. Der Respekt vor dem Abzug als historischem Objekt geht damit völlig verloren. Statt derlei Ausstellungen zu besuchen, ist man mit einem Bildband auf dem Tisch bedeutend besser bedient.
4.
…ist weder Düsseldorf, noch Essen, auch Hamburg nicht, Köln vielleicht, Berlin noch vielleichter, aber am Ende landet man, wenn es um Superlative geht, außerhalb Deutschlands. Und dann sehr bald in New York, wo auch die größten Museen die Fotografie den restlichen bildenden Künsten gleichsetzen und die besten Fotogalerien ihr Zuhause haben.
5.
… ist „The Perfect Woman is a Lie“ von Susanne Junker. Dem in jüngster Zeit neu aufflammenden Ansatz des „Self on Stage“ junger Fotokünstlerinnen hat das Ex-Modell Junker in ihren Arbeiten geistig das Adjektiv „radikal“ vorangestellt. Sie scheut sich nicht, den eigenen Körper zu zerlegen, zu zerfleischen und den gesellschaftlichen Anspruch von Schönheitsidealen mit einer schweißtreibenden Verhässlichung zu konterkarieren. Großartig ist ihr Hashtag #femaleartisthashtagsucks
6.
… einen Besuch in Essen. Dann wird noch die vielversprechend klingende Ausstellung der großartigen Germaine Krull zu sehen sein. Zugleich erhoffe ich mir, einen Blick auf den Nachlass von Michael Schmidt sowie den Vorlass von Timm Rautert werfen zu können, mit denen das Museum Folkwang dem in ferner Zukunft womöglich in Düsseldorf entstehenden Fotoinstitut nach den langen Reibereien vorerst eine lange Nase zieht.

Ana Druga, ©Johnny Miller
Ana Druga, Verlegerin und Fotobuchgestalterin
1.
Ich liebe die Atmosphäre auf Fotomessen, als Ausstellerin und als Gast. Die Bündelung von Ausstellungen und Messen verbindet ein internationales Publikum, das eine kulturelle Energie erzeugt. In diesem Jahr war das 10-jährige Jubiläum der Photo Basel ein ganz wunderbares Highlight. Die großartige Stimmung, die Vielzahl an klassischen und zeitgenössischen Arbeiten bieten eine eigenständige Qualität. Zudem hat man die Möglichkeit die gleichzeitig stattfindende Art Basel und die Unlimited zu besuchen, wo etablierte fotografische Positionen in einen Dialog mit Malerei und Skulptur treten.
2.
Eine der besten Fotoausstellungen in diesem Jahr war für mich „Robert Capa: War“ im Tokyo Photographic Art Museum. Diese beeindruckende Ausstellung zeigte 140 Vintage-Fotografien, die ich zum ersten Mal in so visueller Kraft und kluger Zusammenstellung erlebt habe. Die Tiefe der Abzüge, das pure Medium und die emotionalen Geschichten in jedem Bild waren absolut ergreifend.
3.
Größten Respekt gebührt all jenen, die Ausstellungen auf die Beine stellen und die Fotografie sowie die Werke der Künstlerinnen und Künstler sichtbar machen. Es erfordert Leidenschaft, Liebe und viel Eigeninitiative, um das Medium wirkungsvoll zu kommunizieren. Ich empfinde es als problematisch, wenn das Design zu stark im Vordergrund steht und von den fotografischen Werken ablenkt. Zum Beispiel die auf dem Fotofestival in Arles 2024 erstmals gezeigte Ausstellung „Diane Arbus / Constellations“, die gegenwärtig im Gropius-Bau in Berlin zu sehen ist. Ihr offener, gleichzeitig labyrinthisch wirkender Aufbau verhinderte ein konzentriertes Betrachten der Fotografien. Die einzelnen Werkgruppen wurden zerrissen und mit Arbeiten aus verschiedenen Perioden vermischt. Diese Inszenierung des Werkes zum hundertsten Geburtstag dieser Ausnahmefotografin verhinderte leider die Möglichkeit einer wirklichen Retrospektive. Klassische Kurationen sprechen mich persönlich deutlich mehr an.
4.
Die interessanteste Fotostadt ist für mich Paris, Geburtsort des Mediums, mit einer langen und beeindruckenden Fotografie-Tradition, der man überall begegnet. Man läuft auf dem gleichen Kopfsteinpflaster wie Eugène Atget und sitzt auf der Bank, die André Kertész im Jardin du Luxembourg fotografierte. Die Stadt zieht Fotografinnen, Sammlerinnen, Fans und alle in ihren Bann, die nach neuen Perspektiven suchen und auf den Spirit der Hauptstadt der Moderne vertrauen. Diese kreative Atmosphäre, die Paris seit mehr als hundert Jahren zu einem Zentrum der modernen Kunst macht, bietet unzählige Möglichkeiten, die verschiedenen Facetten der Fotografie zu erkunden.
5.
Michael Ackermanns „Homesick“ New York vom Verlag Blow Up Press ist eines meiner Fotobuch-Highlights 2025. Ackermann erkundet die Stadt mit einem empathischen Blick und schafft intime Porträts von Fremden. Es ist eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit Erinnerung und Zugehörigkeit. Die Verwendung von Analogfilm und die Teststreifen verleihen den Bildern eine emotionale Tiefe. Dieses Buch ist kein Stadtporträt, sondern ein berührender Liebesbrief an die Menschen, die New York prägen.
6.
Ich freue mich 2026 wieder auf das Fotofestival Les Rencontres d’Arles im Süden Frankreichs. Dieses Festival ist nicht nur ein Ort der Inspiration und Entdeckung neuer fotografischer Positionen, sondern bringt Fotografinnen, Kuratorinnen und Fotografie-Enthusiasten in entspannter Atmosphäre aus aller Welt zusammen. Tagsüber schlendert man von einem schattigen Platz zum anderen, von einer Ausstellung in einer Kirche zur nächsten in einem stillgelegten Güterbahnhof, entdeckt erstaunliche Fotografien in den römischen Katakomben unter der Stadt und begegnet sich im Schatten der Platanen am Place de Voltaire zwischen Fotobüchern und einem Kaffee. Am Abend versammeln sich alle auf dem Place du Forum und lassen den Tag bei einem Dinner ausklingen oder tanzen in die Nacht hinein.

Ruediger Glatz ©privat
Ruediger Glatz, Fotograf, Unternehmer, Geschäftsführender Vorstand der DGPh
1.
Für mich war das wichtigste Fotografie-Ereignis 2025 die fotografische Begleitung der
Performance “A Biographical Wardrobe” von Tilda Swinton und Olivier Saillard, die im
September 2025 über fast neun Tage im EYE Museum in Amsterdam stattfand. Ansonsten waren natürlich das Festival in Arles und auch die Paris Photo außergewöhnliche Ereignisse.
2.
Todd Hido: The Light Within, Espace Van Gogh im Rahmen des Rencontres d’Arles: Bilder, die mich berührten sowie formal und kompositorisch ansprachen. Jean-Michel André: Room 207, Croisière-Space, ebenfalls im Rahmen des Rencontres d’Arles. Eine intensive und sehr persönliche Geschichte des Fotografen, die er wunderbar fotografisch aufgearbeitet hatte und auch die Präsentation für mich sehr schlüssig war.
3.
Zum einen habe ich 2025 keine Ausstellung besucht, die ich als so schlecht empfunden hätte, dass ich sie öffentlich als Flop bezeichnen würde. Und zum anderen würde ich das selbst dann nicht tun, wenn ich eine solche erlebt hätte.
4.
Das war in diesem Jahr sicherlich Arles, wobei ich den Begriff “Fotostadt” nur bedingt verstehe.
5.
Da ich mich in 2025 nicht mit allen veröffentlichten Fotobüchern inhaltlich auseinandergesetzt habe, beantworte ich diese Frage auf Basis der Bücher, bei denen ich selbst 2025 beteiligt war, was natürlich einen sehr kleinen Rahmen bildet. Hier war für mich mein Buch “KAMENICA – Ein Portrait von Chemnitz”, das im April 2025 erschien, ein absolutes Highlight, weil es mein erstes war, bei dem ich von A bis Z zufrieden war. Das Buch “Tilda Swinton ON GOING” zur gleichnamigen Ausstellung im EYE Museum Amsterdam ist allerdings auch sehr schön geworden. Beide Bücher waren Highlights für mich.
6.
Auf das 75. Jubiläumsjahr der DGPh mit hoffentlich vielen tollen Begegnungen, Events und auch Veränderungen bei der Gesellschaft. Darüber hinaus diverse Fotoprojekte sowie Veröffentlichungen im Rahmen meines frisch gegründeten Verlags BALD BOOKS.

Anna Svea Voswinckel ©Hendrik Schwantes
Anna Svea Voswinckel, Kuratorin, Autorin, Dozentin. Co-Kuratorin des Hauptprogramms beim Krakow Photomonth 2026
1.
Der seit 2023 unter der künstlerischen Leitung von Maren Lübbke-Tidow realisierte EMOP (European Month of Photography) Berlin 2025, auf dem ich einige Neuentdeckungen gemacht habe. Insbesondere das dichte Diskursprogramm der EMOP Opening Days hat mich begeistert.
2.
Es ist immer schwer, unter vielen Optionen auszuwählen. Vielleicht fällt einem als Erstes Wolfgang Tillmans umfangreiches Ausstellungsprojekt im Centre Pompidou ein. Ich möchte auf Arne Schmitts kleine, feine Galerieausstellung „Fragebogen (Zürich)/Questionnaire (Zurich)” bei Jacky Strenz in Frankfurt am Main hinweisen. In Anlehnung an Max Frischs berühmten Fragebogen gestaltet Schmitt selbstformulierte Fragebögen zum Verhältnis von Mensch und Stadt, denen Fotoaufnahmen einer ausgewählten Stadt gegenübergestellt werden. Diese schließen an seine langjährige fotografische Auseinandersetzung mit der Architektur der Nachkriegsmoderne an. So werden Aspekte dokumentarischer Praxis im urbanen Raum verhandelt, zu denen sich jede*r Betrachter*in in Beziehung setzen kann.
3.
Sollte uns nicht weiter beschäftigen 😉
4.
Da ich mich in den letzten zwei Jahren überwiegend in Österreich aufgehalten habe, fällt meine Wahl auf Wien. Dort wurde im März 2025 das Fotoarsenal Wien als umfassendes neues Fotozentrum der Stadt eröffnet. Es wird von Felix Hoffmann geleitet, der viele Jahre lang Kurator bei C/O Berlin war. Daneben gibt es in der Stadt viele kleine, feine Fotoinstitutionen wie Westlicht und Ostlicht, die Fotogalerie im WUK oder das Fotoinstitut Bonartes. Aber auch die Kunstmuseen zeigten 2025 viel Fotografie, allen voran die Albertina, das mumok und das Belvedere 21. Zudem gibt es an beiden Kunstakademien Fotoklassen, die vielversprechende Absolvent:innen hervorbringen.
5.
„Asphalt. Steine, Scherben, 2021–2024“ von Sophia Kesting und Dana Lorenz ist zwar bereits Ende 2024 erschienen, ich habe das Buch aber erst Anfang dieses Jahres in den Händen gehalten. Die beiden Absolventinnen der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig reflektieren ihre Nachwende-Biografien in einer gemeinsamen, verwobenen Bild- und Textarbeit. Das schön gestaltete Buch ist im Vexer Verlag erschienen.
6.
Den Krakow Photomonth, dessen Hauptausstellung mit 15 zeitgenössischen polnischen und deutschen Positionen ich gemeinsam mit Krzysztof Pijarski kuratiere. Im Mittelpunkt stehen die verwobene Geschichte beider Länder, Nachbilder verschobener Grenzen sowie alte und neue Identitätskonstrukte im analogen wie im digitalen Bildraum. Die Ausstellung wird am 22. Mai 2026 in drei Institutionen in Krakau eröffnet.

Peter Truschner ©privat
Peter Truschner, Kritiker (u.a. für den Fotolot auf der Website Perlentaucher.de)
1.
Die Paris Photo, weil sie Jahr für Jahr den Niedergang der Fotografie von einem potenziell kritischen und kontroversen Medium hin zu einer Ausstattungsoption für Wohlstandsverwahrloste veranschaulicht, bei der auch wichtige emanzipatorische Narrative zur reinen Dekoration verkommen.
2.
Antoine d’Agata, „Theorem“, als Teil der Odessa Photo Days 2025. Niemand verbindet schonungslose Dokumentation und künstlerische Transformation in seinem Werk so konsequent wie d’Agata.3.
Kein Flop, aber im Kern öd: Der von Nostalgie und der Verdrängung gegenwärtiger Zustände geprägte Ausstellungsreigen zum Komplex „Es war einmal in der DDR“.
4.
Die Vorstellung von einer Stadt als Epizentrum der Kreativität gehört einer Welt an, die noch nicht von Globalisierung und Digitalisierung geprägt war, und spielt dementsprechend im Jahr 2025 keine besondere Rolle mehr.
5.
Mehrere, und aus unterschiedlichen Gründen, z. B. Antoine d’Agata, „Methode“; Judith Nangala Crispin, „The Dingo’s Noctuary“; Arthur Bondar (Hg.), „Olga Ignatovich“.
6.
Auf Unerwartetes, Unvorhersehbares, dem man in unserem verschulten und verbeamteten Betrieb nur noch selten begegnet.

Lia Darjes ©privat
Lia Darjes, Fotografin und Co-Schulleiterin der Ostkreuzschule
1.
Der EMOP in Berlin
2.
„Das Dorf“ von Ute und Werner Mahler in der Akademie der Künste.
3.
Ich habe keinen Flop gesehen.
4.
Berlin!
5.
„Flowers drink the River“ von Pia-Paulina Guilmoth
6.
…die Phototriennale in Hamburg

Frank Krems ©Jürgen Frank
Frank Krems, Fotograf und Vorstand von FREELENS
1.
Das wichtigste Fotografie-Ereignis 2025? Woran mache ich das fest? Mir fällt leider wirklich nichts ein, was ich als das Wichtigste bezeichnen würde.
2.
Die beste Fotoausstellung. Auch das ist wieder so eine Sache. Dass die Hamburger Kunsthalle in ihrem Kubus, im Keller eine Koje für Jochen Lempert eingerichtet hat, finde ich gut und verdient. Ansonsten Wolfgang Tillmans in Dresden. Natürlich.
3.
Mit den Flops ist das ja immer eine Ansichtssache. Und man will es sich schließlich ja auch mit niemandem verscherzen. Wer weiß, ob man sich noch behilflich sein kann. Kein Flop, jedoch mir streckenweise nicht ganz nachvollziehbar in Bezug auf Anspruch und Ergebnis der Arbeiten, sowie den Ort, waren die Ausstellungen „Tactics & Mythologies“ und „States of Rebirth“ im Hamburger Phoxxi. Wenn das Medium Fotografie als Vehikel dazu dient, Theorien und Erforschungen zu illustrieren, könnte man auf die Frage kommen, ob das Haus der Fotografie der richtige Ort dafür ist. Aber wer bin ich schon, das beurteilen zu können? Peter Truschner hatte im Perlentaucher treffender darüber geschrieben.
4.
Die interessanteste Fotostadt? Kennen Sie eine?
5.
Ich muss gestehen, dass mich die meisten Fotobücher inzwischen sehr langweilen, da sie sich so oft in so ziemlich jeder Hinsicht ähneln. Dabei sind sie dann normschön a la Mode fotografiert und in wenig spannenden Layouts präsentiert, die laut rufen: Achtung, ich will auch Kunst sein. Zwei Bücher fand ich allerdings schon spannend: „King, Queen, Knave“ von Gregory Halpern und „Mutterland“ von Michel Kekulé. Letzteres vor allem, weil jedes Bild für sich stehen kann, und im Zusammenspiel wiederum eine Stimmung wiedergibt, die ich verstehe und nachvollziehen kann.











