Mit der Ausstellung „für uns“ präsentiert Fotografiska Berlin bis zum 25. Januar 2026 die erste große Retrospektive nach dem Tod der Fotografin Helga Paris im Februar 2024.
Helga Paris war vieles zugleich: Chronistin, stille Beobachterin, Zeugin des Alltags. Mit Empathie und beharrlicher Neugier näherte sie sich den Menschen, die sie fotografierte – immer respektvoll, ob es Fremde, Bekannte oder zufällige Begegnungen waren. Ihre Bilder sind weit mehr als Dokumente einer vergangenen DDR: Sie sind Porträts von Nähe, Würde und gelebter Zeit.
Kuratiert wurde die Ausstellung von Marina Paulenka (Director of Exhibitions, Fotografiska Berlin) und Udo Kittelmann (ehem. Direktor der Nationalgalerie Berlin).
„Diese Ausstellung ist kein bloßer Rückblick. Sie ist ein Akt der Erinnerung, der Solidarität und der Dankbarkeit gegenüber einer Künstlerin, die mit jedem Bild sagt: Ich sehe dich“, betont Udo Kittelmann.
Zu sehen sind zentrale Serien aus fünf Jahrzehnten: Treff-Modelle, eine eindrückliche Porträtreihe von Frauen in einer Modefabrik, Berliner Jugendliche, Hellersdorf – eine Erkundung des Plattenbauviertels nach der Wende – sowie Mein Alex und Berliner Kneipen. Ergänzt werden diese durch Künstlerporträts, die Arbeit Erinnerungen an Z., in der Paris ihre Kindheit reflektiert, ihre berührenden Selbstporträts und die surreale Serie Masks. Auch internationale Arbeiten aus New York und Rom sowie die posthum zusammengestellte Auswahl Affections runden die Schau ab.
Marina Paulenka betont die Aktualität von Paris’ Werk: „Die Fotos von Helga Paris sind heute vielleicht relevanter denn je: Sie folgen niemals dem Zeitgeist, sondern immer ihrem tiefen Interesse am Menschen. In Zeiten neuer Spaltungen erinnert ihr Werk an all das, was uns verbindet.“
Geboren 1938 in Gollnow (heute Polen), wuchs Helga Paris in Zossen bei Berlin auf. Nach einem Studium im Modedesign arbeitete sie zunächst als Dozentin, Grafikerin und Fotolaborantin. Mitte der 1960er-Jahre wandte sie sich autodidaktisch der Fotografie zu und entwickelte sich zu einer prägenden Stimme der ostdeutschen Fotografie. 2004 erhielt sie den Hannah-Höch-Preis für ihr Lebenswerk. Ihr Archiv, einschließlich aller Negative, wird heute von der Akademie der Künste verwahrt.
Der Titel für uns stammt aus einem Text des DDR-Dichters Bert Papenfuß und verweist auf kollektive Erfahrungen und das (Über-)leben als Gemeinschaftsleistung – ein zentrales Motiv von Paris’ Schaffen. Parallel zur Ausstellung erscheint im Kehrer Verlag das gleichnamige Buch mit Fotografien und persönlichen Texten von Helga Paris.
Fotos: Helga Paris Treff-Modelle Series 1, Selfportrait 1 © Nachlass / Estate Helga Paris











