Eine Erhebung von Saal Digital unter 724 Fotografen in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien zeichnet ein klares Bild: Künstliche Intelligenz ist im fotografischen Alltag angekommen.
Drei von vier Befragten setzen KI bereits standardmäßig ein – vor allem für Editing und Retusche (77 Prozent). 31 Prozent nutzen KI zur Bildgenerierung, etwa für Hintergründe oder einzelne Bildelemente, 21 Prozent für Workflow- und Organisationsaufgaben. Lediglich 14 Prozent geben an, überhaupt keine KI zu verwenden. Die Umfrage wurde im September 2025 unter Abonnenten des Saal-Digital-Newsletters durchgeführt
Die Hauptmotivation ist pragmatisch: 60 Prozent nennen Zeit- und Kostenersparnis als wichtigsten Treiber. In einem Markt, in dem Postproduktion oft den größten Arbeitsblock bildet, versprechen KI-Tools spürbare Entlastung. Gleichzeitig öffnet sich ein kreatives Fenster: 45 Prozent der Teilnehmenden sehen in KI neue gestalterische Möglichkeiten – von automatisch harmonisierten Looks über synthetische Sets für Produktaufnahmen bis zu veränderten Lichtstimmungen in Architektur- und Interieurserien. KI rückt damit vom bloßen Werkzeug zum Co-Akteur im Bildentstehungsprozess.
Die Ergebnisse spiegeln eine still laufende Transformation wider: KI-Module übernehmen Routinearbeiten, machen Vorschläge und integrieren sich in bestehende Software-Ökosysteme. Das verschiebt die Wertschöpfung: weniger Zeit für Masken, Selektionen, Rauschreduktion oder Stapelverarbeitung, mehr Fokus auf Auswahl, Sequenz, Narrativ und Ausgabequalität. Produkt- und E-Commerce-Fotografie profitieren von generativen Hintergründen, Reportage und Porträt von beschleunigter Grundkorrektur, Fine-Art von konsistenteren Proof-to-Print-Pipelines.
Die Umfrage ist als Branchenindikator lesbar, aber nicht repräsentativ für alle Segmente: Befragt wurden Newsletter-Abonnenten eines Fotoproduktanbieters; Selbstselektion und Affinität zur Produktion können die Ergebnisse zugunsten einer höheren KI-Akzeptanz verzerren. Gleichwohl markiert die Verteilung der Anwendungsfelder einen belastbaren Trend. Parallel nimmt die Regulierung Fahrt auf: Kennzeichnungspflichten für realistisch generierte oder stark manipulierte Inhalte setzen künftig einen Rahmen, in dem professionelle Workflows mit Herkunfts- und Bearbeitungsnachweisen (etwa über Content-Credentials) an Bedeutung gewinnen dürften.
Mit der Verbreitung von KI steigen die Erwartungen an Geschwindigkeit, Konsistenz und Variabilität. Studios, die KI gezielt einsetzen, können Varianten schneller liefern, Budgets glätten und Kundinnen und Kunden durch transparente Prozesse binden. Gleichzeitig bleiben Differenzierungsmerkmale klassisch fotografisch: Zugang, Timing, Blick, Umgang mit Menschen, Materialität des Prints. KI beschleunigt, ersetzt aber nicht die Autorenschaft – sie schärft sie, weil Entscheidungen früher und bewusster getroffen werden müssen.
*Quelle: Saal Digital, Umfrage unter 724 Fotografen in DE/FR/IT/ES/UK, Erhebungszeitraum September 2025. Zentrale Werte: 77 % Editing/Retusche, 31 % Bildgenerierung, 21 % Workflow/Organisation, 14 % keine KI-Nutzung; Motivationen: 60 % Effizienz, 45 % kreative Möglichkeiten.












