Die deutsche Fotografin Dörte Eissfeldt ist die Gewinnerin des Prix Viviane Esders 2025, der in seiner vierten Ausgabe erneut eine herausragende europäische Fotografin ehrt, deren Werk durch künstlerische Konsequenz, intellektuelle Tiefe und gesellschaftliche Relevanz besticht.
Die Auszeichnung, die jährlich an eine Fotografin über 60 vergeben wird, würdigt Künstlerinnen, die sich mit ihrem Lebenswerk dauerhaft in die Geschichte der Fotografie eingeschrieben haben.
- Schneeball (Snowball), 1988 gelatin silver print on baryt paper 61 x 51 cm
- Haut (Skin), 1989 Silbergelatineabzug auf Barytpapier gelatin silver print on baryt paper 61 x 51 cm
- 2009/2015, Archival Inkjetprint on Hahnemühle Photorag Satin, framed 80 x 60 cm
Der mit 60.000 Euro dotierte Preis wurde von der Sammlerin und Mäzenin Viviane Esders ins Leben gerufen, um das Schaffen von Fotografinnen zu fördern, deren Arbeit bisher nicht die öffentliche Aufmerksamkeit erhielt, die sie verdient. Der Preis wird jährlich in Paris verliehen und zählt mittlerweile zu den wichtigsten europäischen Auszeichnungen für Fotografinnen.
Dörte Eissfeldt, geboren 1950 in Lüneburg, zählt seit Jahrzehnten zu den bedeutenden Positionen der deutschen Fotokunst. Sie studierte an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK), wo sie später auch selbst lehrte, und wurde bekannt durch ihre konzeptuellen, oft inszenierten Bildwelten, die Fragen von Identität, Wahrnehmung und Medienkritik verhandeln. Ihr Werk zeichnet sich durch eine besondere Balance zwischen formaler Strenge und poetischer Bildsprache aus.
Seit den 1970er-Jahren nutzt Eissfeldt die Fotografie als Reflexionsmedium, um die Beziehung zwischen Betrachter und Bild zu erforschen. Mit Serien wie “Portraits aus dem Off”, “Echos” oder “Selbstversuche” hinterfragt sie die Grenzen zwischen Dokumentation und Inszenierung, Subjekt und Oberfläche. Ihre Arbeiten waren in wichtigen Museen und Institutionen zu sehen, darunter die Kunsthalle Hamburg, das Sprengel Museum Hannover, die Berlinische Galerie und das Museum Folkwang Essen.
Der Prix Viviane Esders wurde geschaffen, um die Rolle von Frauen in der Fotografie zu stärken und ihre Beiträge zur Entwicklung des Mediums zu würdigen. Er richtet sich explizit an Fotografinnen über 60, deren Werk die Zeit überdauert, aber im aktuellen Diskurs oft zu wenig Beachtung findet.
Die Jury lobte Eissfeldts Werk als „radikal unabhängig und zugleich tief humanistisch“. Ihre Fähigkeit, „das Sichtbare als Fragestellung zu begreifen“ und die „Sprache der Fotografie als Form des Denkens“ zu nutzen, sei beispielhaft für eine Generation von Künstlerinnen, die Fotografie nicht als Abbild, sondern als Erkenntnisinstrument verstehen.
Viviane Esders, Namensgeberin des Preises und selbst leidenschaftliche Sammlerin, betonte in ihrer Laudatio: „Dörte Eissfeldt steht für eine Fotografie, die weit über das Bild hinausgeht. Ihre Arbeit ist eine Einladung, die Welt nicht nur zu sehen, sondern zu hinterfragen.“
Mit dem Preisgeld von 60.000 Euro möchte Eissfeldt an der digitalen Aufbereitung ihres Archivs arbeiten, um ihr Werk für kommende Generationen zugänglich zu machen. Zudem plant sie ein neues Projekt, das sich mit Erinnerung und dem Übergang zwischen analoger und digitaler Bildkultur befasst – ein Thema, das sich leitmotivisch durch ihr gesamtes Œuvre zieht.
Der Prix Viviane Esders hat sich seit seiner Gründung zu einer Plattform entwickelt, die Fotografinnen in einem späten Abschnitt ihrer Karriere neue Sichtbarkeit verleiht. Frühere Preisträgerinnen waren unter anderem Dolorès Marat, Sarah Moon und Marie-Paule Nègre.
Mit Dörte Eissfeldt ehrt der Prix Viviane Esders 2025 eine Künstlerin, deren Werk die Grenzen der Fotografie konsequent erweitert hat – zwischen Bild und Konzept, Wahrnehmung und Identität, Kunst und Leben. Ihre Arbeiten sind stille, präzise und zugleich von existenzieller Intensität. Sie erinnern daran, dass Fotografie nicht nur festhält, sondern Denken in Bildern ermöglicht.













