Mit der GFX ETERNA 55 und dem FUJINON GF32-90mmT3.5 PZ OIS WR positioniert sich Fujifilm erstmals konsequent im Segment digitaler Kinokameras. Während die Kamera mit ihrem 55-mm-Sensor (44 × 33 mm) neue Maßstäbe im Bereich der großformatigen Cinematographie setzt, ergänzt das Powerzoom die GF-Serie um ein erstmals für die Bewegtbildproduktion optimiertes Objektiv.

Large-Format-System
Herzstück der GFX ETERNA 55 ist der 102MP CMOS II HS, aktuell der weltweit größte Sensor bei digitalen Filmkameras. Mit einer Diagonale von 54,8 mm übertrifft er die meisten so genannten Large-Format-Systeme im Markt (ARRI ALEXA LF: 36,7 × 25,5 mm, RED V-RAPTOR XL LF: 40,96 × 21,60 mm). Das Ergebnis sind ein nochmals gesteigerter räumlicher Bildeindruck, geringere Schärfentiefe und eine hohe Flexibilität bei der Wahl der Bildformate (Open Gate 4:3, 16:9, Premista, 35 mm, Super35).
Die Kombination mit dem X-Prozessor 5 erlaubt die Verarbeitung von hochdetaillierten 102-Megapixel-Rohdaten in Echtzeit. Dual Base ISO bei 800 und 3200 sichert einen erweiterten Dynamikumfang bei minimalem Rauschen – insbesondere in Low-Light-Szenarien.
Workflow
Die Kamera integriert 20 Filmsimulationen sowie Unterstützung für F-Log2 und F-Log2 C mit mehr als 14+ Stops Dynamikumfang. Bis zu 16 3D-LUTs lassen sich direkt im Kameraspeicher ablegen und in Echtzeit anwenden – ein Vorteil im Vergleich zu ARRI, wo Lookfiles meist extern verwaltet werden müssen.
Für die Signalaufzeichnung bietet die ETERNA 55 interne ProRes-Formate (422 HQ bis LT), HEVC/H.265 und H.264. Parallel können ProRes-Proxy-Dateien erzeugt werden – eine Funktion, die bei umfangreichen Projekten den Offline/Online-Workflow erheblich beschleunigt. Über HDMI sind 10-Bit- und 12-Bit-RAW-Signale bis 8K/30p möglich. Die native Integration von Camera-to-Cloud via Frame.io verkürzt den Transferweg und macht die Kamera für dezentrale Produktionen interessant.
Mit rund 2,0 kg Gewicht bewegt sich die GFX ETERNA 55 im Vergleich zu Wettbewerbern am unteren Ende. REDs V-RAPTOR XL bringt knapp 4,1 kg auf die Waage, die ARRI ALEXA 35 rund 2,9 kg. Das kubische Body-Design ermöglicht flexible Rigging-Optionen, zwei seitliche 3-Zoll-Displays erleichtern die parallele Bedienung durch Kamera- und Fokusassistenz.
Ein 5-Zoll-Monitor mit bis zu 2.000 Nits Helligkeit stellt sicher, dass auch bei Außendrehs unter direktem Sonnenlicht eine sichere Bildbeurteilung möglich ist. Stromseitig wird ein Dualsystem aus V-Mount und internem NP-W235-Akku eingesetzt, inklusive Hot-Swap-Funktion. Medienseitig sind CFexpress Typ B und SD-Karten vorgesehen.
Hybrid-Zoom
Das GF32-90mmT3.5 ist das erste Powerzoom der GF-Serie und bringt Cine-typische Bedienelemente mit. Mit 32–90 mm deckt es den klassischen Arbeitsbereich von Weitwinkel bis Normalbrennweite ab und ersetzt mehrere Festbrennweiten, ohne auf durchgehende Lichtstärke (T3.5) verzichten zu müssen.

Die Konstruktion umfasst 25 Elemente in 19 Gruppen (drei ED-, drei Asphären), eine 13-Lamellen-Iris für rundes Bokeh und Nano-GI-Vergütungen gegen Streulicht. Fokus-Breathing und Distortion werden minimiert. Mit 222 mm Länge und 2,1 kg Gewicht ist das Objektiv für mobile Szenarien geeignet – insbesondere Run-and-Gun-Situationen, die bisher klassischen Cine-Zooms wie dem Canon CN-E 30–105mm T2.8 (2,2 kg) vorbehalten waren.
Alle Ringe sind mit 0.8 M Zahnkränzen versehen, kompatibel mit Follow-Focus-Systemen. Eingebaute Motoren ermöglichen die direkte Fernsteuerung von Fokus, Zoom und Iris über die GFX ETERNA 55, wodurch externe Motor-Setups entfallen. Der Fokusring mit 200° Drehwinkel erlaubt präzises manuelles Arbeiten.
Während ARRI mit der Premista-Serie (z. B. 28–100mm T2.9, 80–250mm T2.9–3.5) High-End-Cine-Zooms bietet, die für Großformat optimiert sind, stellt Fujifilm mit dem GF32-90mmT3.5 eine deutlich kompaktere Lösung bereit – allerdings mit etwas geringerer Lichtstärke. RED bietet zwar modulare Systeme und hohe Framerates, hat aber derzeit kein vergleichbar integriertes Powerzoom im Portfolio.
Die Kombination aus GFX ETERNA 55 und GF32-90mmT3.5 besetzt damit eine Nische: ein hochauflösendes Großformatsystem, das Workflow-Flexibilität, Gewichtsvorteile und die optische Handschrift der Fujifilm-Color Science verbindet.
Fazit
Mit dem Einstieg in den Markt professioneller Filmkameras setzt Fujifilm auf seine Kernkompetenzen: Sensorentwicklung, Color Science und Objektivbau. Die GFX ETERNA 55 liefert mit ihrem 55-mm-Sensor und modernsten Workflow-Funktionen ein Alleinstellungsmerkmal. Das FUJINON GF32-90mmT3.5 PZ OIS WR überträgt Cine-Zoom-Expertise auf ein leichteres, flexibleres Format. Zusammen ergibt sich ein System, das sowohl im High-End-Kinomarkt als auch bei unabhängigen Produktionen mit schlanken Teams seinen Platz finden könnte.













