Die beratende Gründungskommission für das Deutsche Fotoinstitut hat ihr Konzept für die Aufgaben des Instituts vorgestellt.
Mit der Gründung des Deutschen Fotoinstituts (DFI) entsteht erstmals in Deutschland eine zentrale, öffentlich zugängliche Einrichtung, die sich umfassend der Bewahrung, Erforschung und Vermittlung fotografischer Kultur widmet. Als Kompetenzzentrum soll es künftig am Standort Düsseldorf föderal, offen und nachhaltigwirken, um eine nationale Infrastruktur mit verbindlichen Standards und nachhaltiger Förderung zu etablieren.
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer: „Deutsche Fotografinnen und Fotografen haben die Kunstform Fotografie wesentlich mitgeprägt. Beim Deutschen Fotoinstitut geht es darum, dieses wertvolle Kulturerbe zu sichern. Zugleich brauchen wir angesichts von Künstlicher Intelligenz und zunehmender Digitalisierung eine grundlegende Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie – auch dafür muss ein Deutsches Fotoinstitut als Haus der visuellen Zukunft stehen. Die Empfehlungen der Grün-dungskommission sind ein wichtiger Ausgangspunkt für die nächsten Schritte bei der Entwicklung des Deutschen Fotoinstituts. Der Bund wird weiterhin als Partner an der Seite des Landes NRW und der Stadt Düsseldorf stehen. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags hat die Mitfinanzierung des Baus in Düsseldorf zuletzt 2023 bekräftigt. Diesen Entschluss wird die Bundesregierung jetzt umsetzen.“
Leitprinzipien
Dabei gehört zu den Leitprinzipien, dass sich das Institut als lernende, serviceorientierte Plattform versteht, die im föderalen Netzwerk agiert und mit dezentralen Akteurinnen und Akteuren kooperiert. Es soll demnach nicht zentralistisch sammeln, sondern fördern, vernetzen und unterstützen – etwa durch mobile Sicherungseinheiten, Schulungen, Beratungsangebote oder einen Nationalen Förderfonds Fotografie.
Besonderer Wert wird auf partizipative Prozesse gelegt: Private Sammlungen, zivilgesellschaftliche Initiativen und lokale Archive sollen aktiv eingebunden werden. Das DFI verfolgt einen offenen Zugang zu Wissen, setzt auf Open Source und Open Access, internationale Vernetzung und nachhaltige Technologien.
Forschungszentrum
Das DFI strebt außerdem interdisziplinäre Forschung an, die Materialanalysen, medienethische Fragestellungen, „algorithmische Bildkulturen“ und die Geschichte der Fotografie miteinander verbinden soll. Dafür wird eine umfangreiche Forschungsinfrastruktur aufgebaut: von Materialbibliotheken über restauratorische Werkstätten bis hin zu einer öffentlich zugänglichen Mediathek und Fachbibliothek.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Aus- und Weiterbildung, insbesondere im Bereich Fotorestaurierung – einem bisher stark unterversorgten Feld in Deutschland. Das Institut soll dazu Volontariate, Schulungsformate und Kooperationen mit Hochschulen anbieten, um Nachwuchs und Expertise systematisch zu fördern.
Digitale Infrastruktur
Ein Herzstück des DFI soll der Aufbau einer modernen digitalen Plattform sein, die archiviert, vermittelt und vernetzt. Ziel ist es, Fotografien ortsunabhängig zugänglich und durchsuchbar zu machen – inklusive KI-gestützter Werkzeuge zur Erschließung großer Datenmengen. Mit offenen Schnittstellen und Cloud-Infrastrukturen soll eine robuste digitale Grundlage geschaffen werden, die auch kleinen Institutionen den Zugang erleichtert.
Das DFI versteht sich somit nicht als Elfenbeinturm, sondern als lebendiger Ort des Austauschs. Veranstaltungen, Ausstellungen und Schauwerkstätten machen Archivarbeit und Forschung sichtbar. Eine Dauerausstellung zur Geschichte und Materialität der Fotografie, Fachausstellungen und ein Veranstaltungsforum fördern Dialog und gesellschaftliche Relevanz. Vermittlungsarbeit wird bewusst niedrigschwellig, divers und mehrsprachig angelegt – digital wie analog.
Nächste Schritte
Empfohlen wird ein gestufter Aufbau: Zunächst sollen Leitung, zentrale Fachbereiche und temporäre Arbeitsräume etabliert werden. Parallel beginnt die aktive Kontaktaufnahme mit Vor- und Nachlasshaltenden, Archiven und Partnerinstitutionen. Pilotprojekte, insbesondere zur Sicherung gefährdeter Bestände, sollen frühzeitig gestartet werden, um operative Handlungsfähigkeit zu demonstrieren.
Ein Kuratorium aus Trägervertretern sowie externen Fachpersonen begleitet den Aufbau beratend und entscheidungsbefugt. Die Personalstruktur soll in der Aufbauphase rund 37 dauerhafte Stellen in den Bereichen Forschung, Digitalisierung, Restaurierung, Vermittlung und Verwaltung umfassen.
Die beratende Gründungskommission war von einem Lenkungsausschuss aus Vertreterinnen und Vertretern von Bund, dem Land Nordrhein-Westfalen und der Landeshauptstadt Düsseldorf eingesetzt worden. Der Kommission gehören Prof. Dr. Susanne Gaensheimer, Direktorin der Kunstsammlung NRW, Prof. Peter Gorschlüter, Direktor des Museum Folkwang (Essen), Felix Krämer, Generaldirektor, Mitglied des Vorstandes des Kunstpalastes (Düsseldorf), Katrin Pietsch, Fotografie-Restauratorin, (Amsterdam), Christian Scheidemann, Restaurator (New York), Inka Schube, Kuratorin, Sprengel Museum (Hannover) und Moritz Wegwerth, Künstler und Fotograf, Vorsitzender DFI e. V., (Düsseldorf) an.
Der Lenkungsausschuss will nun den weiteren Umsetzungsplan entwickeln. Im Anschluss wird eine Findungskommission für die Gründungsdirektion eingesetzt, die den Aufbau des DFI vorantreiben soll. Aktuell steht dazu ein Budget von 86 Millionen Euro zur Verfügung.
Institut für die Zukunft
Die ambitionierten Pläne der Gründungskommission markieren den Startpunkt eines Transformationsprozesses, der das fotografische Erbe nicht nur konservieren, sondern aktiv weiterentwickeln soll. Demnach wird das DFI eine Institution, die die Vielfalt und Relevanz der Fotografie als Kulturtechnik würdigt und zukunftssicher bewahrt – ein Ort des Wissens, der Praxis und der Debatte – offen, transparent, dezentral organisiert und international vernetzt.
Den Bericht der beratenden Gründungskommission findet sich hier:
https://www.mkw.nrw/bericht-dfi










