Wenn’s ums Sparen geht, ist die Fotografie scheinbar immer als Erstes dran – selbstverständlich nur im Namen der Haushaltsdisziplin.
FDP-Abgeordneter Friedrich Haag hat jüngst eine Kleine Anfrage zu den Ausgaben des Staatsministeriums Baden-Württemberg für Fotografieleistungen gestellt. Das Ergebnis: Rund 100.000 Euro in fünf Jahren – also „satte“ 20.000 Euro pro Jahr. Für ein Ministerium mit landesweiter Verantwortung muss man das wohl als Luxus bezeichnen. Oder?
Herr Haag sieht das offenbar so und fragt gar, warum man externe Fotograf:innen beauftragt, wenn doch im Ministerium selbst Menschen existieren, die eine Kamera halten können. Ein Argument, das ungefähr so schlüssig ist wie die Behauptung, ein Pressesprecher könne ja auch “mal schnell einen Text für die Tagesschau verfassen” – schließlich kann er ja schreiben.
Dass es sich bei professioneller Fotografie um ein hochqualifiziertes Handwerk handelt, das niemand im Vorbeigehen erledigt – geschenkt. Dass gute Bilder für Öffentlichkeit sorgen, Bürger erreichen und Vertrauen schaffen – irrelevant. Wichtiger scheint die rhetorische Botschaft: “Es wird Steuergeld verschwendet.”
Und wo spart man am besten? Natürlich bei den Kreativen. Denn wer braucht schon visuelle Qualität in einer Demokratie, in der Bürger immer anspruchsvoller werden und Social Media längst als wichtigstes Schaufenster staatlichen Handelns dient? Man könnte fast meinen, das Ziel sei gar nicht die Transparenz, sondern die Selbstinszenierung politischer Sparsamkeit.
Dabei wäre die Frage viel eher: Warum gibt es noch kein Landesprogramm zur Förderung regionaler Fotograf:innen für öffentliche Aufträge? Warum vergibt man nicht bewusst lokal, fair und transparent? Wäre das nicht der produktive Weg – statt mit erhobenem Zeigefinger über angebliche “Prestigeaufnahmen” zu fabulieren?
Wenn das nächste Mal Ministerpräsident Kretschmann mit einem verwackelten Handyfoto im “Regierungsbericht” erscheint, wissen wir jedenfalls, wem wir danken dürfen: der FDP und ihrem neuen Verständnis von effizienter Öffentlichkeitsarbeit. Herzlichen Glückwunsch.
Für alle, die immer noch glauben, gute Fotografie sei Luxus: Wir empfehlen einen Blick auf die Pressefotos von Friedrich Haag. Qualität sieht man nicht nur – sie wirkt. Und sie kostet.
Kommentar von: Thomas Gerwers
Foto oben: Friedrich Haag MdL, Sprecher für Wohnungsbau und individuelle Mobilität der FDP/DVP-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg (Foto: Christian Göhler)













