Mit der Eröffnung am 7. Februar 2026 beginnt für das Nederlands Fotomuseum eine neue Ära. Das nationale Fotografiemuseum der Niederlande bezieht sein neues Zuhause im restaurierten Santos-Speicher am Rijnhaven Rotterdam – einem beeindruckenden Bauwerk des frühen 20. Jahrhunderts und einem der besterhaltenen historischen Lagerhäuser des Landes. In diesem markanten Gebäude vereinen sich künftig fotografisches Erbe, moderne Museumsarchitektur und internationales Kulturleben.
Das Nederlands Fotomuseum bewahrt und präsentiert eine der umfangreichsten fotografischen Sammlungen weltweit: über 6,5 Millionen Objekte, von historischen Aufnahmen bis hin zu zeitgenössischen Arbeiten. Die Niederlande haben der Fotografie früh einen festen kulturellen Stellenwert eingeräumt, sowohl als künstlerisches Medium als auch als dokumentarisches Zeugnis gesellschaftlicher Entwicklungen. Diese historische Tiefe spiegelt sich auch im neuen Museum wider, das Forschung, Bewahrung und Präsentation eng miteinander verbindet.
Der neue Standort umfasst neun Etagen modernster Museumstechnik. Besucher erhalten nicht nur Zugang zu Meisterwerken aus dem nationalen Bestand, sondern erstmals auch Einblicke hinter die Kulissen: Gläserne Wände geben den Blick frei auf offene Depots, Restaurierungswerkstätten und Studiobereiche. Darüber hinaus beherbergt das Gebäude die Gallery of Honour of Dutch Photography, wechselnde Ausstellungen, pädagogische Räume, eine Dunkelkammer sowie die größte Fotobuchbibliothek Europas. Ein Café und ein Restaurant mit weiten Blicken über die Skyline Rotterdams runden das öffentliche Angebot ab. Die Realisierung wurde wesentlich durch die Unterstützung der Droom en Daad Foundation ermöglicht.
Im Herzen des Gebäudes befinden sich die offenen Depots. Hier können Besucher Teile des Archivs sowie seltene Objekte aus der Sammlung entdecken und gleichzeitig den Restauratoren bei ihrer Arbeit zusehen. Diese Transparenz schafft ein neues Verständnis für die konservatorische Bedeutung des Museums und das fragile kulturelle Erbe, das es schützt.
Ein kulturelles Zentrum des Hauses bildet die Gallery of Honour of Dutch Photography, die Höhepunkte aus fast zwei Jahrhunderten präsentiert – von den Anfängen im Jahr 1839 bis in die Gegenwart. Zu sehen sind 99 ausgewählte Werke mit besonderer gesellschaftlicher und künstlerischer Bedeutung. Dazu gehören ikonische Fotografien von Anton Corbijn, Dana Lixenberg, Ed van der Elsken, Rineke Dijkstra und Erwin Olaf. Ein 100. Werk wird von den Besuchern bestimmt – ein kuratorischer Ansatz, der das Publikum einbindet und den lebendigen Dialog mit der nationalen Fotogeschichte fördert.
Zur Eröffnung zeigt das Museum zwei große Ausstellungen. „Rotterdam in Focus: The City in Photographs 1843 – Now“ bietet mit über 300 Werken einen umfassenden Blick auf die fotografische Geschichte Rotterdams. Von frühen Daguerreotypien bis zu zeitgenössischen Positionen zeigt die Schau, wie Fotografen über fast 180 Jahre hinweg eine Stadt im ständigen Wandel festgehalten haben. Werke aus bedeutenden Sammlungen, darunter Stadsarchief Rotterdam und die Dutch Royal Collections, machen diese Ausstellung zu einem Höhepunkt der Eröffnungssaison.
- D.N.A., 2007 From Flamboya, 2008 © Viviane Sassen
- Saskia (Aged 8), 1995 From Mind of their Own, 1995 © Erwin Olaf
- The Island of the Colorblind, 2018 © Sanne de Wilde
Parallel dazu widmet sich „Awakening in Blue: An Ode to Cyanotype“ einer der ältesten fotografischen Techniken. Die Cyanotypie, bekannt für ihr tiefblaues Bild, wird in der Ausstellung sowohl historisch als auch zeitgenössisch interpretiert. Fünfzehn aktuelle Künstler führen die Technik in neue ästhetische und inhaltliche Dimensionen und verbinden sie mit Themen wie Ökologie, Geschichte und Körperlichkeit. Das Ausstellungsdesign stammt vom niederländischen Kollektiv MAISON the FAUX, das für experimentelle Arbeiten an der Schnittstelle von Mode, Performance und Installation bekannt ist.
Als einladender Ort der Begegnung fungiert das Erdgeschoss des Museums, das mit Café, Buchhandlung und Bibliothek auch ohne Eintritt zugänglich ist. Hier können Besucher verweilen, lesen, Gespräche führen oder den Film von Marwan Magroun ansehen, der speziell zur Wiedereröffnung des Museums produziert wurde.
Der Santos-Speicher, zwischen 1901 und 1902 erbaut und seit 2000 als nationales Denkmal eingetragen, verkörpert die industrielle Vergangenheit Rotterdams. Einst zur Lagerung brasilianischer Kaffeebohnen erbaut, verbindet das Gebäude heute historische Substanz mit zeitgenössischer Architektur – ein gelungenes Zusammenspiel, das dem neuen Nederlands Fotomuseum ein markantes Gesicht verleiht.
Mit dem Umzug in den Santos-Speicher gewinnt Rotterdam ein neues kulturelles Zentrum und die niederländische Fotografie eine Bühne, die ihrem Reichtum und ihrer Vielfalt gerecht wird.
Fotos oben: Studio Hans Wilschut


















