Für Leica ist das optomechanische System des Messsuchers mehr als nur ein nostalgischer Gag, sondern Grundpfeiler der fotografischen Philosophie.Peter Karbe, Senior Managing Expert Optics and Platform bei Leica Camera, führt in einem anschaulichen Video durch die Geschichte und Bedeutung des Messsuchers.
Mit dem frühen Modell namens Fodis schuf Oskar Barnack ein externes Messsucherwerkzeug, mit dem Fotografen die Entfernung triangulieren konnten – weit präziser als bis dahin üblich. Diese technische Neuerung bereitete den Weg für ein völlig neues Bildverständnis: ein schnelleres und intuitiveres Herangehen ans Fotografieren.
1932 setzte Leica mit der Leica II einen entscheidenden Meilenstein: Erstmals wurde der Messsucher fest in die Kamerakonstruktion integriert. Der Fokusmechanismus war nun mechanisch gekoppelt, was das gleichzeitige Fokussieren und Bildgestalten ermöglichte – ein Quantensprung für spontane.
Mit der Einführung der Leica M3 im Jahr 1954 wurde das Konzept perfektioniert: Messsucher und Sucher verschmolzen zu einem einzigen Sucherfenster, ergänzt durch automatisch angezeigte Leuchtrahmen für verschiedene Brennweiten. Die Kameralegende betont, dass das Erbe von Oskar Barnack bis heute in der Seele der M-Kameras weiterlebt.
Die Funktionsweise des Messsuchers beruht auf dem Prinzip der Koinzidenz-Fokussierung: Zwei leicht versetzte Teilbilder überlagern sich im Sucherfenster und stimmen übereinander ein, wenn das Motiv scharfgestellt ist. Diese optische Rückmeldung ermöglicht exakte Fokussierung – selbst bei schwachen Lichtverhältnissen und ohne elektronische Unterstützung.
Trotz digitaler Technik hat der Messsucher nichts von seiner Faszination verloren. Er fordert eine bewusste Bildgestaltung: Fotografen müssen vorausdenken und erleben einen intensiven Moment der Verbindung zwischen Auge, Verstand und Mechanik. Karbe vergleicht das Erlernen des Messsuchers mit dem Schreiben mit einem Füllfederhalter – anfangs ungewohnt, aber letztlich bereichernd und nachhaltig prägend.
Peter Karbe: „Der Messsucher ist mehr als ein technisches Relikt – er ist Ausdruck einer fotografischen Haltung. Präzision, Klarheit und ein direkter Zugang zum Motiv zeichnen das Leica-System bis heute aus. Für viele bleibt der Rangefinder das Werkzeug der Wahl für authentisches, bewusstes Fotografieren.“
Alle Abb.: Leica Camera












