Im Jahr 2025 feiert World Press Photo sein 70-jähriges Bestehen. Mit der Ausstellung „What Have We Done? Unpacking Seven Decades of World Press Photo“, kuratiert von der renommierten Fotografin und Magnum-Mitglied Cristina de Middel, eröffnet die Organisation erstmals einen offenen, selbstkritischen Blick auf ihr eigenes Archiv und damit auf die visuelle Geschichte der globalen Berichterstattung.
- 1992-David Turnley
- 1992-Steve McCurry
Die Weltpremiere der Ausstellung findet ab dem 19. September 2025 in der Niemeyerfabriek in Groningen (Niederlande) statt, präsentiert von der Plattform Noorderlicht. Parallel dazu wird sie in Johannesburg, Südafrika, im Market Photo Workshop gezeigt.
Die Ausstellung zeigt über 100 Fotografien aus sieben Jahrzehnten – von ikonischen Namen wie Horst Faas, Steve McCurry, Eddie Adams oder Don McCullin bis hin zu zeitgenössischen Positionen wie Johanna Maria Fritz oder Sara Naomi Lewkowicz. Dabei richtet sie den Fokus weniger auf Einzelbilder als vielmehr auf visuelle Muster, die sich über die Jahrzehnte hinweg wiederholen – und hinterfragt, welche Narrative dadurch verfestigt wurden.
Im Zentrum stehen sechs wiederkehrende visuelle Stereotype, darunter: „Weinende Frauen, rettende Männer“, das klassische Geschlechtermuster in der Krisenberichterstattung; „Emotionale Soldaten, ästhetisierte Trümmer“, das Spannungsfeld zwischen Humanisierung und Heroisierung; „Männlich handeln, weiblich empfinden“, die visuelle Reduktion von Frauen auf emotionale Rollen; „Black Skin and the Dark Continent“, eine kritische Analyse kolonialer Bildtraditionen in Afrika-Darstellungen; „Silhouetten und Schatten“, die Schönheit des Leids im dokumentarischen Kontext; „Feuer und Rauch“ als visuelle Kurzformel für Dramatik und Umbruch.
- 2002-Shobha
- 2012-Adam Pretty
Cristina de Middel spricht in diesem Kontext von einem „Plädoyer für ein schärferes, kritisches Sehen“. Die Ausstellung verstehe sich nicht nur als Rückblick, sondern als Einladung zu einem neuen, reflektierten Umgang mit Bildsprache und Bildwirkung in der Gegenwart.
Flankiert wird die Hauptausstellung von einem Programm aus Gesprächen, Workshops und Führungen, das lokale Stimmen und internationale Perspektiven zusammenbringt. Zudem zeigt Noorderlicht parallel „Rauw Vermogen“, ein Auftragsprojekt mit sieben jungen Fotografen aus dem Norden der Niederlande, die sich mit regionalen Fragen von Arbeit, Landschaft und Identität auseinandersetzen.
Mit diesem Projekt öffnet sich World Press Photo in nie dagewesener Form: Der eigene visuelle Kanon wird nicht nur präsentiert, sondern zur Diskussion gestellt – ein bedeutender Schritt in Richtung einer offeneren, vielstimmigeren Bildkultur.
Foto oben: 1964-Don-McCullin
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