Viele Portfolios oder Websites von Berufsfotografinnen und Fotografen bilden ein breites Spektrum an Bildcontent ab. Themen für unterschiedliche Kundengruppen und Genres. Manche von ihnen haben sich fokussierter aufgestellt als andere, besonders wenn sie in der Werbung arbeiten und für Kampagnen angefragt werden. Ob Portrait, Editorial, Reportage oder Werbung, ob freie Konzepte oder kommerzielle Referenzen, beim Blick in den Info-Bereich einer Fotografen-Website lässt sich oft nicht feststellen, ob ein Fotograf neben der Fotografie auch andere Leistungen anbietet. Dabei ist gerade jetzt die richtige Zeit, um das eigene Geschäftsmodell zu prüfen und zu erweitern, denn die Berufsfotografie befindet sich in der Transformation.
Geschäftsmodell hin oder her – die Fotografie ist schließlich ein wunderbarer, kreativer und künstlerischer Beruf. Sicher, aber reicht das, um mit ihr und von ihr weiterhin lukrativ den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen? Denn das wollen viele Fotografinnen und Fotografen, und zwar nicht nur jetzt, sondern auch künftig.
Lange war es die Frage der richtigen Positionierung im Markt der Fotografie, die ausschlaggebend für den Erfolg eines Fotografen war. Es galt, sich auf ein bis zwei Felder innerhalb der Auftragsbereiche zu konzentrieren und darin unverwechselbar zu sein, quasi Expertentum zu entwickeln. So, dass Kunden nur den einen oder die zwei bis drei Namen im Sinn haben, wenn sie eine Fotoproduktion in diesem Genre planen und besetzen. Rein fachlich schon eine kleine Meisterleistung, oder?
Eine schlaue Positionierung allein kann das Problem in der Berufsfotografie heute nicht lösen, es ist schwieriger geworden aufzufallen, denn gegenwärtig gibt es deutlich mehr Experten in jedem Feld der Fotografie. Viele Portfolios zeigen hochkarätige Arbeiten und innerhalb eines Genres, wie zum Beispiel Portrait, Mode oder Architektur, findet sich eine Menge gute Konkurrenz. Ergo haben Auftraggeber eine große Auswahl an professionellen Anbietern und großartigen Portfolios. Aber auch technologische Veränderungen sind dafür verantwortlich, dass Fotografinnen und Fotografen sich derzeit die Frage nach dem wirtschaftlichen Erfolg stellen. Was braucht der Markt und was kann ich folglich tun, damit ich erfolgreich bin oder bleibe?
Um dem auf die Spur zu kommen, dürfen wir die Fotografie nicht isoliert betrachten, sondern auf die gesamte Entwicklung der digitalen und visuellen Medien einen Blick werfen. Hier ist die Fotografie ist nur ein Teil der Werbe- und Kommunikationsmaßnahmen, die Agenturen und Unternehmen für sich nutzen, um für sich zu werben. Ob Video, 3D-Produktion oder Content Creation, vieles ersetzt die herkömmliche Fotografie oder geht zumindest Hand in Hand mit ihr. Obendrein die Nutzung der Künstlichen Intelligenz, die viele Prozesse in Agenturen und Unternehmen ergänzt oder gar abgelöst hat. Das spüren auch die Fotografinnen und Fotografen.
In meinen Gesprächen mit Fotografinnen und Fotografen geht es in letzter Zeit oft um dieses Thema. Manche fragen sich, welche Chancen für sie persönlich in der Fotografie liegen und wie sie ihr Geschäftsmodell erweitern sollten. Genau die richtige Frage, aber warum erst jetzt? Diese Transformation hat sich in den letzten Jahren abgezeichnet, obwohl zugegeben, sich das Tempo seit der KI verschärft hat.
David Ogilvy, legendärer Werbetexter, einst Gründer einer New Yorker Werbeagentur hat die Bedeutung von Positionierung einmal so definiert: „Positionierung bedeutet zu erkennen, was das Produkt oder der Service für wen leisten kann.“ Nach seinem Verständnis geht es darum, sich in die Bedürfnisse eines Kunden hineinzuversetzen und nachzuempfinden, für welcher Probleme Lösungen benötigt werden, um das eigene Geschäftsmodell danach auszurichten. Ein guter Ansatz, denn oft konzentrieren sich Fotografinnen und Fotografen zu sehr auf sich selbst. Dabei bin ich immer wieder überrascht, wie viele von ihnen Leistungen erbringen, denen sie wenig Wert beimessen, bzw. die sie nicht aktiv kommunizieren und verkaufen, sondern „herschenken“. Ob Beratung, Konzeption, Organisation, Video und andere. Ich finde, es ist nicht nur Zeit, dass Fotografinnen und Fotografen ihr Geschäftsmodell weiterentwickeln, sondern sich vielmehr klar machen, welche Kompetenzen sie bereits haben und damit für sich werben. Denn, wie gesagt, die Zukunft der Fotografie ist nicht die Fotografie allein.
Und wie ist Ihr Geschäftsmodell?
Silke Güldner coacht Fotografinnen und Fotografen dabei, ihr Potenzial und ihre Kompetenz im Foto-Business zu entwickeln, zu präsentieren und zu verkaufen.