“Is this the next chapter of photography, or its memorial?” – Mit dieser Frage eröffnete der britische Starfotograf Rankin am 9. Mai seine aktuelle Ausstellung „FAIK OFF“, die sich der Frage widmet, wie Künstliche Intelligenz unsere Vorstellung von Kreativität, Autorschaft und Wahrhaftigkeit verändert.
„FAIK OFF“ ist keine gewöhnliche Ausstellung*. Sie ist ein Spiegel, ein Experiment und ein intellektueller Stresstest für die Zukunft der Kreativität. Rankin zeigt, wie sich Kunst in Zeiten von Künstlicher Intelligenz radikal verändert – und stellt dabei die vielleicht wichtigste Frage unserer Zeit: Was macht ein Bild noch menschlich? Noch bis 18. Mai 2025 ist die Schau in der Annroy Gallery in London zu sehen – und sie ist zugleich Ausstellung, Manifest und Warnruf.
Im Zentrum von „FAIK OFF“ steht das gleichnamige Magazin „FAIK“ – ein bewusst als „Fake“ konzipiertes Printprodukt, das mit Hilfe von generativer KI erstellt wurde. Rankin hat dafür neun Monate lang systematisch Prompts durch komplexe Schichten maschinellen Lernens geschickt. Herausgekommen ist ein Magazin, das zwischen faszinierender Ästhetik und beunruhigender Simulation oszilliert.
„FAIK“ ist dabei mehr als ein Spiel mit Technologie. Rankin beschreibt es als eine Mischung aus „Liebesbrief und Hassbotschaft“ an die KI – ein Kommentar zur digitalen Bildflut und ein kritischer Blick auf eine Zukunft, in der menschliche Kreativität zunehmend durch algorithmische Prozesse ersetzt wird. Die zentrale Frage: Was verlieren wir, wenn wir die Hand hinter dem Bild nicht mehr benennen können?
Die Ausstellung bringt die Inhalte des Magazins in den physischen Raum. In der Annroy Gallery zeigt Rankin eine kuratierte Auswahl von KI-generierten Motiven, eigenen Fotografien und Textfragmenten. Ziel ist es, die Grenzen zwischen Echtheit und Simulation verschwimmen zu lassen – und so den Besucher zur aktiven Reflexion zu zwingen.
Die Werke wirken auf den ersten Blick vertraut: Fashion-Ästhetik, provokante Posen, perfekt ausgeleuchtete Porträts. Doch der Bruch folgt schnell: Proportionen stimmen nicht, Anatomien wirken synthetisch, die Texte sind entlarvend generisch. Es ist ein Spiel mit Erwartungen – und eine Abrechnung mit der Idee von „Wahrheit“ im digitalen Zeitalter.
Rankin nähert sich der KI mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis. Er erkennt ihr kreatives Potenzial an – aber warnt zugleich vor einer Entwicklung, die von wenigen Tech-Konzernen dominiert wird. Besonders kritisch äußert er sich zur Frage der Kontrolle, Diversität und Empathie: Was passiert, wenn Kreativität nicht mehr aus menschlicher Erfahrung, sondern aus Datenmustern entsteht?
„FAIK OFF“ versteht sich deshalb auch als Kommentar zur Verantwortung der Kreativbranche: Es fordert Künstler und Medien auf, sich aktiv mit der Rolle von KI auseinanderzusetzen – statt sie passiv zu übernehmen oder reflexhaft abzulehnen.
*Ort: Annroy Gallery, 110–114 Grafton Road, London NW5 4BA, bis 18. Mai 2025, Öffnungszeiten: Täglich von 12:00 bis 19:00 Uhr, Extra: Gratis-Exemplar des Magazins FAIK vor Ort