Zu sehen sind Arbeiten von mehr als 20 Künstlern verschiedener Generationen, darunter Ishiuchi Miyako, Kawauchi Rinko und Katayama Mari, vom 24. Mai 2025 – 7. September 2025 im Fotografie Forum Frankfurt.
Von Straßenfotografie bis hin zu zeitgenössischen Experimenten – die gezeigten Arbeiten zeichnen sich durch eine große Bandbreite und Vielfalt aus. Die Ausstellung wurde kuratiert von Lesley A. Martin, Takeuchi Mariko und Pauline Vermare. Das Fotografie Forum Frankfurt ist die einzige Station der Welttournee in Deutschland.

Yurie Nagashima, Full-figured, yet not full-term, 2001

Mari Katayama, bystander #14, 2016
Der Einfluss von Frauen in der japanischen Fotografie wurde bisher stark unterschätzt. Während das Werk der männlichen japanischen Fotografen in den letzten Jahrzehnten im Westen viel Aufmerksamkeit erregt hat, sind ihre Kolleginnen unter dem Radar geblieben. Oft scheint die isolierte Position japanischer Künstlerinnen innerhalb der männerdominierten Gesellschaft ihnen die Freiheit gegeben zu haben, traditionelle fotografische Konventionen beiseitezuschieben und unabhängig und experimentell zu arbeiten. Viele der in dieser Ausstellung vorgestellten Fotografinnen nutzen ihre persönlichen Geschichten, um die Rolle der Frau zu erkunden, Fragen zu Geschlecht und Identität zu stellen und patriarchalische Normen zu kritisieren.
Die Ausstellung teilt sich in vier Sektionen auf: »The Pioneers«, »The Elevation of the Everyday«, »Critical Perspectives on Self, Gender, and Society« und »Extensions of and Experiments with the Medium«.

Eiko Yamazawa, What I Am Doing No. 77, 1986
The Pioneers
Die Geschichte der Beiträge von Frauen zur Fotografie in Japan reicht bis in die frühesten Tage des Mediums zurück. Frauen arbeiteten oft hinter den Kulissen, retuschierten Fotografien und kolorierten sie von Hand, während sie auch selbst fotografierten. Im Nachkriegs-Japan waren Fotografinnen ein integraler Bestandteil der modernen und zeitgenössischen japanischen Fotografie. Beispielhaft ist Watanabe Hitomi (*1939 in Tokyo), die ihre Karriere in den späten 1960er Jahren begann, als sie die Studentenproteste der Zenkyōtō-Bewegung dokumentierte. Als Fotografin bietet ihre Arbeit eine einzigartige Perspektive auf die sozialen und politischen Umbrüche Japans.

Ushioda Tokukom, aus der Serie “My Husband”
The Elevation of the Everyday
Im Japanischen bedeutet Fotografie – shashin – »Nachahmung der Realität« oder »Darstellung der Wahrheit«. Die Fotografinnen in dieser Sektion richten ihre Aufmerksamkeit auf die »kleinen Wunder« des Alltags. Sie erzählen Geschichten von Familie und Intimität aus der Perspektive japanischer Frauen, die in der westlichen Wahrnehmung oft fehlt. Exemplarisch ist Kawauchi Rinko (*1972 in Shiga) bekannt für ihre zarten, traumartigen Fotografien und Poesie, die alltägliche Momente in spirituelle und rituelle Kontexte setzen.
Critical Perspectives on Self, Gender, and Society
Viele Fotografinnen nutzen persönliche Erzählungen, um Identität, Gesellschaft und Zugehörigkeit zu thematisieren. Sie hinterfragen gesellschaftliche Erwartungen und schaffen neue, selbstbestimmte Narrative. Yanagi Miwa (*1967 in Kobe) beispielsweise integriert in ihren Arbeiten Fotografie, Performance und Theater. Ihre Werke, wie »Elevator Girls«, thematisieren die gesellschaftlichen Zwänge, denen Frauen ausgesetzt sind.
Extensions of and Experiments with the Medium
Eine Vertreterin dieser Sektion ist Katayama Mari (*1987 in Saitama). Ihre Werke hinterfragen die Materialität der Fotografie und überschreiten disziplinäre Grenzen. Sie nutzt Fotografie und Skulptur, um normative Körpervorstellungen zu hinterfragen. Mit selbstgenähten Objekten und inszenierten Selbstporträts schafft sie empowernde Darstellungen ihres Körpers und lädt Betrachtende ein, über Repräsentation nachzudenken.
Zur Ausstellung erscheint die Publikation »I’m So Happy You Are Here: Japanese Women Photographers from the 1950s to Now«, herausgegeben von Lesley A. Martin und Pauline Vermare, mit weiteren Beiträgen von Carrie Cushman und Kelly Midori McCormick sowie Takeuchi Mariko und anderen. Das Buch ist im Aperture Verlag erschienen und im FFF- Shop erhältlich (Englisch, 439 Seiten)
Foto oben: Rinko Kawauchi, aus der Serie “the eyes, the ears”, Untitled, 2004