„Weltraum“ ist Wolfgang Tillmans‘ erste große Ausstellung in einem Museum in Deutschland seit mehr als einem halben Jahrzehnt. Zu sehen sind vom 8. März bis zum 29. Juni 2025 etwa 150 seiner Fotografien und Videos.
Wolfgang Tillmans (*1968, Remscheid) zählt zu den einflussreichsten lebenden Fotokünstlern unserer Gegenwart. Er schafft Werke, die dem Publikum auf einzigartige Weise erlauben, die Welt und das menschliche Zusammenleben zu beobachten. Unmittelbar nach Retrospektiven in den USA und Kanada präsentiert das Albertinum, Dresden, mit „Wolfgang Tillmans. Weltraum“ einen Querschnitt durch das vielfältige Schaffen des Künstlers, erweitert durch neue Arbeiten, die seit 2022 entstanden sind und erstmals in einer Institution gezeigt werden
Seit fast vier Jahrzehnten wächst Tillmans‘ enzyklopädischer Bilderkosmos kontinuierlich weiter: Bildwelten abstrakter Fotografie, die aus dem physischen Experimentieren mit Licht, Papier und Chemie entstehen, Porträts von Zeitgenossen, Freunden und Begegnungen, seriell entwickelte Landschaftsbilder, temporäre Skulpturen aus Objekten des Alltags, die in haptische Stillleben übersetzt werden – gemeinsam bilden sie Tillmans‘ umfassendes künstlerisches Projekt, in dem er entschlossen das Erzählen mit und durch Bilder verfolgt. Antrieb seines Schaffens ist seine Bereitschaft, die Möglichkeiten des Sehens, im Wechselspiel zwischen menschlicher Wahrnehmung und fotografischer Übersetzung, konsequent zu befragen: „Was sehe ich, und was will ich sehen? Was ist auf dem Bild?“ Darin drückt sich seine unablässige Freude am Zweifeln aus, die seinen empathischen Blick auf die Welt ausmacht.
Die Ausstellung gibt einen breitgefächerten Einblick in die Themen des Künstlers und zeigt ein Miteinander der verschiedenen Werkgruppen und Arbeitsweisen Tillmans‘. Seine charakteristische Form der Hängung, in der unterschiedliche Zeitmomente und Geographien auf variierende Formate treffen, entspinnt auf einzigartige Weise visuelle Erzählungen. Die Vielfalt seiner Themen, sei es Astronomie, gesellschaftlicher Wandel oder menschlicher Zusammenhalt, bilden ein Netz aus dem Großen und Kleinen, das die Ausstellung im übertragenen Sinne zum titelgebenden Weltraum werden lässt.
Wolfgang Tillmans ist stetig in Bewegung, angetrieben von seiner Wissbegierde auf gegenwärtige Debatten: Zuletzt folgte er von San Francisco, einem Hotspot für Künstliche Intelligenz, über Guam bis nach Hongkong, Taiwan und die Mongolei den immateriellen Spuren neuer Technologien. Die dabei entstandenen Arbeiten werden in der Ausstellung mit älteren Werken verwoben und erschaffen so völlig neue Blickwechsel – etwa zwischen den Utopien elektronischer Musik der 1990er-Jahre, für die Tillmans bekannt wurde, und den heute unüberblickbaren Verzweigungen technologischer Entwicklungen oder Debatten über Reisefreiheit und Grenzziehungen der letzten zehn Jahre.
Seit einigen Jahren nimmt Musik einen zentralen Stellenwert in Tillmans‘ Schaffen ein: Neben fotografischen Arbeiten zeigt die Ausstellung mit „Build From Here“ (2024) auch Tillmans‘ neuestes Sound-Video-Werk, das die Songs seines aktuellen Albums versammelt. In den Musikvideos verschmelzen die zentralen Elemente seines Schaffens: das Machen von Bildern, das Schreiben, die Auseinandersetzung mit elektronischer Musik und die Reflexion der eigenen Präsenz. Die Fragilität und Schwerelosigkeit seiner Musik dient Tillmans dabei als Medium, um Botschaften von Humanität und Offenheit zu vermitteln.
Als besondere Erweiterung seiner Ausstellung im Albertinum hat Wolfgang Tillmans ein umfangreiches Künstlerbuch realisiert, das seine Arbeit in einen assoziationsreichen Dialog mit der Geschichte der Dresdner Sammlungen bringt. „Wolfgang Tillmans. Things matter, Dinge zählen“ erscheint im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König und beinhaltet ein Gespräch mit dem Künstler, geführt von den Kuratoren Hilke Wagner und Dennis Brzek. Das Künstlerbuch wird, gemeinsam mit seinen beiden Referenzen – Tillmans‘ Ausstellungskatalog für die Tate Britain aus dem Jahr 2003 und dem Bestandskatalog der damaligen Gemäldegalerie Neue Meister in Dresden aus dem Jahr 1987 – in der Ausstellung präsentiert.
https://albertinum.skd.museum/ausstellungen/wolfgang-tillmans/
- Wolfgang Tillmans, Michael & Stefan, 1998
- Wolfgang Tillmans, San Francisco Still Life, 2023