Der norwegische Fotograf Sølve Sundsbø wurde ausgewählt, den prestigeträchtigen Pirelli Kalender 2026 zu fotografieren.
In den vergangenen Jahren wurde der Pirelli Kalender zunehmend kontrovers diskutiert – insbesondere im Hinblick auf seine thematische Entwicklung. Während der Kalender früher vor allem durch erotische Inszenierungen auffiel, vollzog er seit Mitte der 2010er-Jahre einen klaren inhaltlichen Wandel. So setzte Annie Leibovitz 2016 auf eine Hommage an einflussreiche Frauen wie Patti Smith und Serena Williams, während Peter Lindbergh 2017 auf unretuschierte Porträts bekannter Schauspielerinnen setzte. 2018 interpretierte Tim Walker mit einem überwiegend afroamerikanischen Cast „Alice im Wunderland“ neu, und Paolo Roversi widmete die 2020er-Ausgabe der Suche nach „Juliet“. Diese Neuausrichtung – weg von reiner Körperinszenierung hin zu narrativen, künstlerischen Konzepten – wurde vielfach als notwendige Modernisierung gewertet, stieß aber auch auf Kritik, etwa wegen der zunehmend unzugänglichen, hochstilisierten Ästhetik. Mit Sølve Sundsbø scheint der Kalender nun erneut einen poetischen und visuell experimentellen Weg einzuschlagen. Die Aufnahmen entstehen derzeit in London, die Präsentation findet im November in Prag statt.
„Ich bin begeistert, Teil des Pirelli Kalenders zu sein“, kommentierte Sundsbø. „Das ist ein Traum, den ich schon seit sehr langer Zeit habe, und ich fühle mich geehrt, in die Fußstapfen der großartigen Fotografen zu treten, die zuvor an diesem Projekt mitgewirkt haben. Mit dem Kalender 2026 möchte ich die Menschen in eine Welt entführen, die sie nicht erwarten – eine Welt voller Poesie, Sinnlichkeit und intimem Geheimnis. Er spiegelt meine tiefe Verbundenheit mit der Natur sowie meine Neugier, meine Faszination und meine Leidenschaft für das Geschichtenerzählen wider.“
Sundsbø, geboren 1970 in Norwegen, entwickelte sich seit seinem Umzug nach London im Jahr 1995 zu einem Gestalter, der die Grenzen fotografischer Realität hinterfragt. Die klare, nordische Ästhetik seiner Heimat bleibt dabei ein zentraler Einfluss. Er hat für einige der bekanntesten Marken der Mode- und Beautywelt gearbeitet, darunter Chanel, Gucci, Lancôme und Louis Vuitton. Auch redaktionell ist Sundsbø ein gefragter Name – seine Arbeiten erscheinen regelmäßig in Magazinen wie Vogue Italia, The New York Times Magazine oder W.
Neben seiner fotografischen Arbeit verfolgt Sundsbø auch Bewegtbildprojekte wie die preisgekrönte New York Times-Produktion „14 Actors Acting“ (Emmy 2011) oder die multimediale Installation „The Ever Changing Face of Beauty“ für W. Selbst im Bereich Musik setzte er Akzente: Das ikonische Coldplay-Album „A Rush of Blood to the Head“ trägt seine visuelle Handschrift. Seine Werke wurden in bedeutenden Ausstellungen weltweit gezeigt und sind heute Teil der ständigen Sammlung der National Portrait Gallery in London.
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