Am 23. Mai 2025 verstarb Sebastião Salgado im Alter von 81 Jahren in Paris. Mit seinem Tod verliert die Welt nicht nur einen der bedeutendsten Fotografen unserer Zeit, sondern auch einen engagierten Humanisten und Umweltaktivisten, der mit seiner Kamera die Würde des Menschen und die Schönheit der Natur in den Mittelpunkt rückte.
Geboren am 8. Februar 1944 in Aimorés, Minas Gerais, Brasilien, studierte Salgado zunächst Wirtschaftswissenschaften und promovierte an der Sorbonne in Paris. Während seiner Arbeit für die Internationale Kaffeeorganisation in Afrika entdeckte er die Fotografie als kraftvolles Mittel, um soziale und wirtschaftliche Realitäten zu dokumentieren. 1973 entschied er sich, seine Karriere als Ökonom aufzugeben und sich ganz der Fotografie zu widmen.
Salgado bereiste über 130 Länder und dokumentierte in eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Bildern die Lebensrealitäten von Arbeitern, Flüchtlingen, indigenen Völkern und die Schönheit unberührter Landschaften. Seine bekanntesten Werke umfassen die Serien „Workers“ (1993), „Exodus“ (2000) und „Genesis“ (2013).
Gemeinsam mit seiner Frau Lélia Wanick Salgado gründete er 1998 das „Instituto Terra“, ein ambitioniertes Projekt zur Wiederaufforstung des atlantischen Regenwaldes in Brasilien. Über 2.000 Hektar Land wurden seither renaturiert, und Millionen von Bäumen gepflanzt. Dieses Engagement spiegelte sich auch in seinem letzten großen Fotoprojekt „Amazônia“ (2021) wider, das die Vielfalt und Schönheit des Amazonasgebiets sowie die Bedrohung durch den Klimawandel thematisiert.
Salgado wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (2019), der Prinz-von-Asturien-Preis für Kunst (1998), der Praemium Imperiale (2021) sowie der Prix Nadar. Bereits 1988 zeichnete ihn die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis aus – eine der höchsten deutschen Ehrungen im Bereich der Fotografie. Diese Auszeichnung würdigte früh sein außergewöhnliches Talent, soziale Themen mit fotografischer Tiefe und ästhetischer Kraft darzustellen.
Er war Mitglied der französischen Académie des Beaux-Arts und wurde 2016 in die Ehrenlegion aufgenommen. Sein Leben und Werk wurden 2014 im Oscar-nominierten Dokumentarfilm „Das Salz der Erde“ von Wim Wenders und seinem Sohn Juliano Ribeiro Salgado eindrucksvoll porträtiert.
Trotz gesundheitlicher Rückschläge, darunter eine Malaria-Erkrankung 2010, die später zu Leukämie führte, arbeitete Salgado bis zuletzt an der Organisation seines umfangreichen Archivs mit über 500.000 Fotografien. Er hinterlässt seine Ehefrau Lélia, mit der er über sechs Jahrzehnte verheiratet war, sowie zwei Söhne und Enkelkinder.
Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva würdigte ihn als „Fotografen, der nicht nur mit seinen Augen, sondern mit seiner Seele und seinem Herzen die Welt betrachtete“. Die Académie des Beaux-Arts bezeichnete ihn als „großen Zeugen der menschlichen Verfassung und des Zustands des Planeten“.
Sebastião Salgado verstand es wie kaum ein anderer, das Leiden und die Würde der Menschen sowie die Verletzlichkeit unserer Umwelt in kraftvollen Bildern festzuhalten. Sein Werk ist ein eindringlicher Appell für Gerechtigkeit, Mitgefühl und den Schutz unseres Planeten. Mit seinem Tod verliert die Welt einen visionären Künstler, dessen Fotografien weiterhin als Mahnung und Inspiration dienen werden.
Foto: Renato Amoroso