Ein Tag, der das fotografische Denken auf „Serienmodus“ stellte: In der ProfiFoto Masterclass „Vom Einzelbild zur Strecke – Vom Abbild zur Geschichte“ mit Andreas Jorns ging es nicht um Technikfetisch, sondern um Haltung, Dramaturgie und die Frage, wie Bilder zusammen eine Geschichte tragen.
Der Leitz-Park bot die perfekte Bühne für die ProfiFoto Masterclass mit Andreas Jorns: klare Architektur, wechselndes Licht und kurze Wege. Zum Start zeichnete Jorns seinen Weg vom Einzelbild zur seriellen Arbeit nach: Publizieren – vor allem in Buchform – schärft Blick und Auswahl, zwingt zu Rhythmus, Wiederholung, Kontrast und zum Weglassen. Statt sofortiger Social-Media-Belohnung steht die längerfristige Entwicklung eines Themas im Fokus. Die Diskussion drehte sich um die Folgen dieses Paradigmenwechsels: Themenfindung, Aufbau einer Strecke, visuelle Klammern, Tonalität und Sequenzlogik. Das leitende Motiv: Nicht das eine starke Bild, sondern die tragfähige Serie.
Nach dem Briefing arbeiteten die Teilnehmenden on location – mit Model, Umraum und verfügbaren Settings. Ziel: eine kompakte Bildstrecke aus 5–8 Fotografien mit erkennbarem roten Faden. Gefragt waren bewusste Wechsel zwischen Totalen, Halbtotalen und Details; zwischen Präsenzmomenten und atmosphärischen Zwischentönen. Die Leica Leih-Option senkte Einstiegshürden und erweiterte das Experimentierfeld.
Im Anschluss folgten die Sichtung, ein Pre-Edit und eine konzentrierte Feedbackrunde. Dabei erwiesen sich mehrere Punkte als entscheidend: Es gilt, Rhythmus statt Redundanz zu setzen, also Wiederholungen nur dort zuzulassen, wo sie inhaltlich tragen. Leitmotive müssen sichtbar bleiben; kosmetische Eingriffe in Farbe und Tonwert dürfen die Serie nicht zerreißen. Jede Sequenz braucht einen klaren Einstieg, eine sich entwickelnde Mitte und einen prägnanten Schluss. Und schließlich ist konsequentes Editing unabdingbar: Selbst starke Einzelbilder wurden entfernt, wenn sie den Fluss störten.
Was blieb hängen? Erstens verändert „Buchdenken“ das Fotografieren: Wer in Sequenzen denkt, arbeitet gezielter und editiert strenger. Zweitens entsteht Spannung durch bewusste Variation von Perspektive, Distanz, Licht und Tempo – nicht durch Motivfülle. Drittens ist die Serie ein Versprechen: Eine Mini-Strecke kann der Keim für ein Langzeitprojekt sein, vorausgesetzt, Thema und Haltung tragen.
Der Tag war konzentriert, kollegial und produktiv – mit spürbarem „Werkstatt“-Charakter. Die Mischung aus Input, eigenständiger Arbeit und pointiertem Feedback brachte die Teilnehmenden schnell vom Sammeln zum Entscheiden. Die Location lieferte wechselnde Lichtstimmungen; das Arbeiten im realen Umfeld half, Abstraktion und Kontext in Balance zu bringen.
Die ProfiFoto Masterclass mit Andreas Jorns lieferte kein Rezept, sondern ein Gerüst: sehen, auswählen, ordnen – und dabei konsequent bleiben. Wer mit einer Mini-Serie nach Hause ging, nahm mehr als Bilder mit: ein methodisches Set, um aus Motiven Geschichten zu bauen.
Bisher fanden weitere ProfiFoto Masterclasses unter anderem mit Kristian Schuller, Franziska Stünkel, J. Konrad Schmidt, Anatol Kotte, Joachim Baldauf und weiteren renommierten Profifotografen statt. Die Workshopreihe wird in loser Folge fortgesetzt.
Foto oben: Annette Jorns

























